Richard III Premiere im Schauspielhaus: Wettstreit um die Trauer

Düsseldorfs Intendant Holm zeigt eine komische Sicht auf Shakespeares „Richard III.“.

Düsseldorf. Ein getöteter Mann. Zwei ermordete Söhne. Stich. Wie in einem Trauerquartett schaukeln sich Königin Elisabeth (Claudia Hübbecker) und die Herzogin von York (Manuela Alphons) hoch.

Wer leidet größere Qualen? Wen hat das nicht enden wollende Morden mehr gezeichnet? Schuld ist Richard III. (Rainer Galke). Der Dreckskerl, der Klumpen aus Verkrüppelung, die runzelige Sau. Das sind nur einige Titel, mit denen seine Verwandten den Herzog von Gloucester verfluchen, bis er als König über sie herrscht. Zumindest über die, die er bis dahin nicht mit einem lapidaren „sein Kopf muss ab“ um die Ecke hat bringen lassen.

Blutrünstig und rachsüchtig geht es zu in Shakespeares Königsdrama. Im Düsseldorfer Schauspielhaus macht Intendant Staffan Holm daraus eine Lehrstunde zum Widerstreit von Machthunger und Gewissen.

Vor allem vor der Pause überzeugt er dabei mit Tempo und komischen Momenten. Später gerät das Schlachten recht langwierig. Theaterblut fließt keines, immer wieder legen die Darsteller selbst Hand an und drücken die Kehle des Opfers zu. Kein schneller Tod; bald scheint er vollbracht, da zuckt der Körper wieder.

Schwierig vor allem für die Person, die an der Bühnenrückwand den Stammbaum aktualisiert. Gerade schon gestrichen, muss der Todesnachweis noch einmal ausgewischt werden.

In Kreide ist hier verzeichnet, wer mit wem wie verbunden ist. Und wer durch wessen Tod an welche Stelle rückt in der Königsfolge. „Ich bin dicht neben dir“, sagt der Herzog von Buckingham (Florian Jahr).

Wieder folgt ein tödlicher Strich auf der Namensliste. Holms Regiekonzept, dass er bereits in Dresden gezeigt und nun für Düsseldorf weiterentwickelt hat, zeigt großes Schauspielertheater. Die zehn Darsteller sind zu jeder Zeit auf der zu drei Seiten geschlossenen Bühne. Viele von ihnen spielen mehrere Rollen, sterben als der eine und morden als der andere. Das hat seinen Reiz.

Auch Rainer Galke nimmt man das vielgesichtige Monster ab. Etwas gewollt fällt bei ihm indes der Wechsel zum selbstmitleidigen Krüppel aus. Wie auf Anweisung der Regie zieht er die Schulter hoch und spreizt die Hand ab. Furios ist Karin Pfammatter als Königin Margaret. Unter ihrem Fluch erzittert das Große Haus. So soll es sein.

Wertung:

Regie: n n n n n

Schauspieler: n n n n n

Bühne: n n n n n

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