Tanzfest: Ein Solo, ein Körper, eine Welt

Dominique Mercy studiert ein Solo mit Ana Laguna für das „Fest mit Pina“ ein.

Wuppertal. Sie kennen sich seit 25 Jahren, haben aber noch nie zusammen gearbeitet: Ana Laguna und Dominique Mercy. Die Spanierin ist Solotänzerin bei Mats Ek in Stockholm, der Franzose einer der wichtigsten Protagonisten des Wuppertaler Tanztheaters, zu dessen Ensemble er seit über 30 Jahren gehört. Tanz verbindet Welten. Für das Internationale Tanzfest im November, das in Wuppertal, Düsseldorf und Essen stattfindet, proben sie derzeit ein Solo aus Pina Bauschs Stück "Für die Kinder von gestern, heute und morgen" (2002), das normalerweise Mercy tanzt.

Für ihn ist es keine ungewohnte Übung, anderen seinen Tanz beizubringen. Denn bereits seine Hauptrollen in "Iphigenie auf Tauris" und "Orpheus und Eurydike" hat er an der Pariser Oper mit anderen Kollegen einstudiert. Mercy: "Das öffnet den Blick. Die Musik und die Dinge, die man automatisch macht, muss man wieder bewusster erleben und dem anderen vermitteln." Durch seine Dozententätigkeit an der Folkwang Hochschule Essen ist er es schließlich gewohnt, anderen etwas beizubringen.

Die 54-jährige Spanierin lobt die Geduld und Entspannheit ihres Kollegen Mercy bei der Arbeit. "Ich lerne langsam, da muss er geduldig sein." Gerade die einfachen Dinge seien oft die schwersten. "Es ist schließlich sein Solo, sein Körper, seine Welt", in die sie hineinfinden müsse. Das Solo funktioniert auch ohne den Zusammenhang des Stücks, weil es einen eigenen Bogen schlägt, eine eigene Qualität entwickelt, meint Mercy.

Das Stück aus "Die Kinder von gestern, heute und morgen" wird am 16. November im Düsseldorfer Schauspielhaus bei einem Abend mit mehreren Soli berühmter Choreografen gezeigt. Überdies kann man Ana Laguna mit Mikhail Baryshnikov in dem Stück "Ställe" von Mats Ek am 24. November in Essen erleben.

Dominique Mercy hat die Spanierin das erste Mal als Giselle in Paris gesehen - "was für ein Auftritt", schwärmt der 58-Jährige. Sie im Gegenzug kennt Mercy und Pina Bauschs Tanztheater seit den 80er Jahren, als sie "Bandoneon" in Wuppertal sah. Bausch selbst lernte sie erst in Paris kennen. Was sie an Pinas Stücken besonders schätzt? "Ihre Menschlichkeit." Mehrmals habe sie überlegt, dem Wuppertaler Ensemble beizutreten, aber ihre Familie (zwei Söhne, 14 und 19 Jahre alt) binde sie an Stockholm.

Seit Bauschs erstem Tanzfest 1998 nimmt Laguna regelmäßig teil. Mercy und sie freuen sich auf das Festival als ein großes Ereignis. "Es gibt nicht nur den Tänzern die Möglichkeit des Austausches, sondern bietet auch dem Publikum viel: Tanz, Musik und Film", sagt die Spanierin. Außerdem bekomme man die Gelegenheit, alte Stücke von Pina Bausch wieder zu sehen - "so ermöglicht sie auch neuen Generationen, ihr Werk zu erleben", das sei einzigartig unter den Choreografen.

Dominique Mercy hat noch keine Zeit gefunden, das umfangreiche Programm des Tanzfestivals genau zu studieren und sich zu überlegen, was er sich anschauen kann. Eines will er auf keinen Fall verpassen: Wie Bartabas mit dem Pferd Caravage am 9. November den Tag in den Barmer Anlagen in Wuppertal begrüßt.

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