Clemens-Sels-Bau: Schicksalsjahr für Neusser Museum

Der Clemens-Sels-Bau benötigt dringend eine Sanierung.

Neuss. Funde aus der römischen Vergangenheit der Stadt, Zeugnisse der Blütezeit im späten Mittelalter, die herausragende Sammlung der Symbolisten wie rheinischer Expressionisten, dazu Kunst der Modernen Primitiven: Das Clemens-Sels-Museum in Neuss ist ein weithin bekanntes und anerkanntes Haus. 1975 wurde der Museumsbau nahe der Innenstadt eröffnet.

Der 2008 verstorbene Architekt Harald Deilmann verband seinen Bau durch eine Galerie mit dem benachbarten mittelalterlichen Obertor, in dem Volkskunde und Werke zur Stadtgeschichte ausgestellt sind.

Das Museum selbst ist deutlich älter, 1912 wurde es als städtisches Museum durch eine Spende der Neusser Unternehmerwitwe Pauline Sels gegründet. Doch auf das anstehende Jubiläumsjahr mag sich niemand freuen. Zu groß sind die Unsicherheiten.

Der fast 40 Jahre alte Betonbau ist dringend sanierungsbedürftig. Das ist lange bekannt. Nun haben sich seit zwei, drei Jahren die Probleme verschärft. Immer wieder fällt die Heizung aus, doch eine Reparatur ist nicht möglich: Die Fußbodenheizung wurde damals unter dem hochwertigen Oberboden im Estrich eingebaut. Es regnet durchs Dach, die Beleuchtungsanlage ist stark störanfällig.

Im Sommer 2009 hatte der Kulturausschuss der Stadt von der Verwaltung ein Sanierungskonzept samt Kostenaufstellung verlangt. Doch das ließ auf sich warten. Neuss, keine notleidende Stadt, übt strenge Haushaltsdisziplin. Eine millionenschwere Sanierung passte vor zwei Jahre nicht in die Haushaltsplanung. Und jetzt noch weniger.

Ein Jahr nach dem Arbeitsauftrag kam die Verwaltung zu dem Schluss, dass für die Innensanierung knapp drei Millionen Euro aufzuwenden wären, dass aber die Sanierung der Haustechnik zwingend eine Ertüchtigung der Außenhülle erfordere: Grundlage für ein zweites Gutachten. Darauf warten die Kulturpolitiker noch heute. Denn nach einem weiteren Winter mit Heizungsausfällen kam im Frühjahr überraschend das Thema Denkmalschutz ins Gespräch. Der habe zwar zuvor nie eine Rolle gespielt, versicherte die Verwaltung.

Die Anfrage eines „sachkundigen Bürgers“ aber brachte den Stein ins Rollen, oder, wie es der Ausschussvorsitzende formulierte, erwies sich als Geschenk des Himmels für die Verwaltung: Aufschub.

Nun prüft der Landschaftsverband Rheinland, ob der Bau denkmalwürdig ist. Das von Harald Deilmann errichtete Museum gehöre zu den wichtigsten Bauten der 1970er Jahre in Neuss und darüber hinaus, hat bereits die Hauptkonservatorin des Amtes für Denkmalpflege erklärt.

Bis zum Ende des Jahres wollen die Denkmalexperten sich äußern. Entscheiden sie pro Denkmalwürdigkeit, muss die Sanierung ganz neu geplant werden. Bis dahin soll zumindest das Dach geflickt werden.

Die Parole für das Jubiläumsjahr heißt: Hoffen, dass nichts passiert. Einen Notfallplan für die Auslagerung der Kunst gibt es jedenfalls schon.

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