Comedypreis: Bewährte Gag-Kräfte

Oliver Welke doppelt geehrt, Mario Barth verliert den Thron.

Köln. Es ist eine schwache Attacke auf die Lachmuskeln. Die Verleihung des Deutschen Comedypreises hat in diesem Jahr wenig Witz und Würze. Aber es gibt etwas frischen Wind. Die wichtigste Neuigkeit: Mario Barth ist nach sieben Jahren als erfolgreichster Live-Act vom Thron geschubst — und Bülent Ceylan nimmt Platz.

„Ich habe den Mario-Barth-Preis gewonnen“, jubelt der 36-Jährige mit deutsch-türkischen Wurzeln bei der von RTL am Freitag übertragenen Gala aus dem Kölner Coloneum. Auszeichnungen gibt es in 15 Kategorien. „Tatortreiniger“ Bjarne Mädel, zum besten Schauspieler gekürt, und Olaf Schubert mit dem besten TV-Soloprogramm 2012 gehören zum kleineren Teil der Comedians, die ihrem Preis bei der Show gerecht werden.

Schwach ist Dieter Nuhr, der mit angestrengten Pointen durch die Show führt. Bettina Wulff hätte ihr Buch „Jenseits des Protokolls“ doch auch „Mein Leben unter dem Bundespräsidenten“ nennen können, meint er. Oder: „Flip Flops machen impotent“.

Zu den Stars der Gala gehört Martina Hill, die laut Jury wieder beste Schauspielerin ist und zugleich mit „Knallerfrauen“ eine Trophäe für die beste Sketchcomedy (Sat.1) einheimst.

Auf der Bühne stammelt die Geehrte allerdings nur Unzusammenhängendes. Eloquent präsentiert sich dagegen der zum besten Komiker ausgerufene Oliver Welke, der mit seiner „heute-show“ (ZDF) zugleich zum vierten Mal den Preis für die beste Comedyshow mitnimmt.

Cindy aus Marzahn holt sich seit 2009 schon zum vierten Mal die Auszeichnung als beste Komikerin ab. Neu in der Riege der Comedypreisträger ist David Werker, vom Senior-Kollegen Ingo Appelt als „Frischfleisch“ angekündigt. „Newcomer“ Werker tourt mit der Show „Morgens 15.30 Uhr in Deutschland! - Aus dem Leben eines aufgeweckten Studenten“ seit 2010 erfolgreich durchs Land.

Besonders viel Applaus zollt das Publikum der noch immer vom Schlaganfall gezeichneten Gaby Köster, der Atze Schröder den Ehrenpreis überreichte. Zu Kritik an ihrer langen Funkstille sagt die 50-Jährige: „Im Koma kann selbst ich nicht reden.“

Die „Dinosaurier“ der Comedyszene, Bastian Pastewka und Anke Engelke, sind diesmal nicht unter den Preisträgern. Dennoch überwiegen bei der Verleihung die altbekannten Gesichter.

„Die Comedyszene leidet unter einem Nachwuchsproblem“, sagt Karin Knop vom Institut für Kommunikationswissenschaft der Uni München. „Aus der Vielzahl begabter Nachwuchs-Comedians schaffen es letztlich nur wenige in die Riege der Preisträger.“ Für die alljährliche Comedy-Gala wären neue Impulse aber ein Segen.

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