Daniel Craig im Interview: „Ich war wirklich gefesselt“

Der Brite Daniel Craig über harte Tage beim Drehen seines Films „Verblendung“ und seine Zukunft als James Bond.

Herr Craig, wenn man einen Bestseller verfilmt, den so viele Menschen auf der Welt gelesen haben, entstehen besonders hohe Erwartungen. Hat Sie das belastet bei der Arbeit an „Verblendung“?

Craig: Ganz offen und ehrlich: Nein. Das kann ich auch nicht zulassen, denn sonst könnte ich meine Arbeit nicht machen. Dann hätte ich nur im Kopf: „Oh Gott, was werden die Leute denken?“ Ich bin wohl ein totaler Idealist, aber als man mir die Rolle anbot, dachte ich als erstes: „Werden sie die Geschichte wohl verwässern?“ Doch das Studio hat sich nicht gescheut, mit den großen Themen Machtmissbrauch und Missbrauch von Frauen einen großen, teuren Film zu drehen. Ich sah die Chance, nicht für das größtmögliche Publikum zu drehen, sondern für Leute, die hinterher darüber nachdenken.

Fanden Sie es nicht komisch, ein Buch zu verfilmen, das vor kurzem schon einmal verfilmt wurde?

Craig: Ich habe den anderen Film nicht angeschaut, um nicht beeinflusst zu werden. Außerdem hat doch am Ende jeder etwas davon. Leute, die den anderen Film gesehen haben und die Bücher kennen, sehen sich jetzt diesen Film an. Vielleicht lesen sie die Bücher dann noch mal und schauen sich die schwedischen Filme noch mal an. Das ist doch ein sehr schönes Karussell, auf dem wir hier sitzen.

In „Verblendung“ geht es stellenweise hart zur Sache. Wenn Mikael Blomkvist am Ende in die Fänge des Serienmörders gerät, war der Dreh bestimmt nicht angenehm.

Craig: Ja, das war ziemlich hart. Da kann man auch nicht tricksen: Ich war wirklich gefesselt und musste an der Decke hängen — den ganzen Drehtag, nur für eine Pause wurde ich runter gelassen.

Lieben Sie Ihren Job in solchen Momenten noch?

Craig: Mein Job ist einfach, ich muss doch keine Kohle aus der Erde grabe: Ich gehe zur Arbeit und schauspielere, und das macht mir so viel Spaß! Ich darf das tun, was ich immer tun wollte. Ich arbeite mit unglaublich intelligenten und kreativen Leuten zusammen. Was ist daran schwer? Klar, diese Szene war heftig, aber wurde ich dabei verletzt? Oder wache ich nachts deswegen schreiend auf? Nein.

Es scheint noch unklar zu sein, ob die beiden nächsten Teile — Verdammnis und Vergebung — auch noch gedreht werden sollen mit Ihnen und Rooney Mara als Lisbeth Salander.

Craig: Das ist eine rein ökonomische Entscheidung, das hat nichts mit mir zu tun. Wenn ich verantwortlich wäre, ginge es weiter. Ich habe auf jeden Fall für drei Filme unterschrieben.

Gerade drehen Sie Ihren dritten James-Bondfilm, „Skyfall“. Was denken Sie, warum Sie als James Bond so extrem erfolgreich sind?

Craig: „Casino Royale“ und „Ein Quantum Trost“ sind die erfolgreichsten Bondfilme aller Zeiten. Das ist vielleicht mehr Glück als sonst was — ich weiß es nicht. Wir hatten ein tolles Drehbuch zu „Casino Royale“, ein weniger gutes bei „Ein Quantum Trost“, aber wir haben trotzdem einen guten Film daraus gemacht. Am Drehbuch für den aktuellen Bond haben Regisseur Sam Mendes und ich zwei Jahre gearbeitet — wirklich ein gutes Skript und eine Super-Geschichte.

Es hieß mal, Sie wollten nach drei Bond-Filmen aufhören. Jetzt soll Ihnen ein Vertrag für fünf weitere Filme in zwölf Jahre angeboten worden sein. Wie haben Sie sich entschieden?

Craig: Es gibt für mich jetzt nichts zu entscheiden. Erst mal habe ich noch fast sechs Drehmonate vor mir. Ich glaube, der Vertrag geht über drei Bond-Filme, ich weiß es nicht genau, ich müsste nachschauen. Wenn sie noch einen mit mir drehen wollen, mache ich gerne noch einen. Aber ich will nicht darüber spekulieren. Ich habe gelernt, dass man nichts glauben soll, was in der Zeitung steht.

Das heißt, Sie haben keine gute Meinung von der Presse, was man aus Sicht eines Briten ja verstehen kann. Waren Sie auch Opfer der Murdoch-Methoden wie Hugh Grant und andere Kollegen?

Craig: Ich weiß es nicht sicher. Aber ich will es auch gar nicht wissen. Denn was würde ich mit der Information anderes anfangen, als mich zu ärgern? Dann weiß ich es lieber erst gar nicht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Unwiderstehliche Grusel-Revue
Acht Schauspiel-Talente begeistern im Düsseldorfer Doppelstück „Das Sparschwein/Die Kontrakte des Kaufmanns“ Unwiderstehliche Grusel-Revue
Zum Thema
Aus dem Ressort