Das große Wenders-Experiment

Die Wagner-Halbschwestern suchen Impulse für den „Ring“.

Bayreuth. Katharina und Eva Wagner, die Festivalchefinnen in Bayreuth, haben lange darüber nachgedacht, wem sie die Neu-Inszenierung des vierteiligen „Ring des Nibelungen“ anvertrauen. Der ist für sich schon eine monumentale Aufgabe, außerdem wird aber 2013 der 200. Geburtstag von Richard Wagner gefeiert, und sie müssen ihr eigenes Profil noch schärfen.

Festspielsprecher Peter Emmerich sagte am Freitag: „Das Datum ist nun einmal geradezu verhängnisvoll wichtig, geradezu von einer übermäßigen Bedeutung, der gerecht zu werden ohnehin sehr kompliziert ist.“

Daher brauche der Jubiläums-„Ring“ eine außergewöhnliche Persönlichkeit, „die die Interpretationsgeschichte dieses Werks hier in Bayreuth wesentlich und vielleicht sogar nachhaltig bereichern kann, künstlerisch, ästhetisch gesehen“. So seien die Festspielleiterinnen auf Wim Wenders (65) gekommen. Die Verträge sind aber noch nicht unterschrieben. Für den Filmregisseur („Der amerikanische Freund“, „Der Himmel über Berlin“, „Buena Vista Social Club“) ist die Oper zwar Neuland, andererseits ist er für seine intensive Bildsprache bekannt.

Das im Grunde konservative Festival hat immer wieder mit Experimenten überrascht. So verpflichtete man 2006 den Filmregisseur Lars von Trier für einen neuen „Ring“. Der sagte aber wieder ab, die Regie wurde daraufhin dem ebenfalls opern-unerfahrenen Literaten Tankred Dorst übertragen. Das Ergebnis war zu brav, um wirklich zu überzeugen. Nun soll der international anerkannte Wenders laut Emmerich „aufregende, spannende und interessante Impulse“ geben.

Als Bühnenbildner für den neuen „Ring“ ist Peter Pabst im Gespräch. Der 66-Jährige hat seit gut 30 Jahren die Bühnenbilder für die Tanztheater-Stücke von Pina Bausch in Wuppertal entworfen. Er steht für karge Räume, die jedoch durch die Materialien vielfältige Spiel- und Bild-Optionen bieten. Man erinnere sich an die dicke Schicht Erde, das Nelken-Feld und an viel Wasser — vom Nieselregen über einen flachen See bis zum Wasserfall.

Pabst hat seit 1979 für viele renommierte Regisseure in Schauspiel, Oper und Film die Ausstattung besorgt. Ein Kontakt zwischen ihm und Wenders dürfte spätestens seit den Dreharbeiten zu dem 3D-Film „Pina“ bestehen, der am 24. Februar anläuft.

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