Das Lesen verändert sich

Die weltgrößte Bücherschau soll sich mehr der digitalen Technik widmen.

Frankfurt. Seit Jahren rühmt sich die Frankfurter Buchmesse als Handelsplatz für alles, was übers klassische Lesen hinausgeht - vom Hörbuch über das Film-Drehbuch bis zu Computerspielen oder Buch-Anwendungen fürs Handy. Doch die weltgrößte Bücherschau, die am Dienstag ihre offizielle Eröffnung feiert und am Mittwoch die Messehallen für das Fachpublikum öffnet, wird immer noch eindeutig vom gedruckten Buch beherrscht. Die 62. Buchmesse will sich bis zum 10. Oktober noch mehr dem rasanten technischen Wandel öffnen. Erstmals sollen die Anbieter von elektronischen Lesegeräten mit den "Kreativen" aus Verlagen, Spiele- und Musikindustrie zusammengebracht werden.

Bei den "Frankfurt Sparks" - so heißt die Initiative - soll der "Funke" zwischen traditioneller und digitaler Lesewelt nun endlich überspringen. Dafür hat die Bücherschau in den Hallen zentrale Standorte eingerichtet - neudeutsch "Hotspots" genannt. "Die Geschichte des Erzählens verändert sich", sagt Buchmessen-Chef Juergen Boos und nennt als Beispiel den Kino-Hit "Avatar", der auf dem Markt zeitgleich mit Buch und Spiel begleitet wurde.

Neue Ideen sind gefragt, denn der traditionelle Buchmarkt gerät ins Wanken. Nicht so sehr in Deutschland, wo das Geschäft mit elektronischen Büchern noch weniger als ein Prozent des Gesamtumsatzes ausmacht, als in Übersee mit den USA an der Spitze und auch Asien. In diesem Jahr bleibt die Zahl der US-Anbieter, die für den weltgrößten Handelsplatz für Buchlizenzen sehr wichtig sind, immerhin stabil bei knapp 600 - im vergangenen schrumpfte sie. Insgesamt liegt die Zahl der 7000 Aussteller aus 110 Ländern unter dem Niveau des Vorjahres (7300).

Und es gibt noch ein anderes Krisenzeichen: Die Zahl der ausgestellten Bücher sowie der anderen Produkte reduziert sich um fast ein Viertel auf 310 000. Viele Verlage - auch in Deutschland - haben ihre Neuerscheinungen in der Krise drastisch zusammengestrichen. Als Genugtuung bleibt den Organisatoren, dass das Zentrum für den internationalen Lizenzhandel in diesem Jahr nochmals wächst. 515 Literaturagenten aus aller Welt feilschen dort ungestört an kleinen Tischchen um Buchrechte.

Der private Messebesucher wird davon wohl wenig mitkriegen. Aber das Interesse des Lesepublikums gilt vor allem auch den rund 1000 Autoren, die sich auf TV-Bühnen oder Ständen der Öffentlichkeit präsentieren.

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