Das Sammeln von Kunst — „eine innere Notwendigkeit“

Düsseldorf/Karlsruhe. Auf das Aussehen reduziert zu werden, kann ganz schön nerven. Julia Stoschek kennt das. Die 38-jährige Wahl-Düsseldorferin hätte als Fotomodell Karriere machen können.

Das Sammeln von Kunst — „eine innere Notwendigkeit“
Foto: Uli Deck

Stattdessen hat die Millionenerbin in zehn Jahren eine international beachtete Medienkunst-Sammlung aufgebaut. 50 jüngere Highlights aus ihrer inzwischen rund 600 Werke umfassenden Düsseldorfer „Julia Stoschek Collection“ präsentiert sie von morgen an (bis 22. Juni) im Karlsruher Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) — und zeigt dabei auch, dass sie jedenfalls eine etwas andere Kunstsammlerin ist.

Dabei war ihre Kunst-Karriere keinesfalls vorgezeichnet: Im oberfränkischen Coburg aufgewachsen, studierte die Urenkelin des Unternehmers Max Brose Betriebswirtschaft. Doch statt ins Tagesgeschäft des Autozulieferers einzusteigen und Technik für Türen, Fensterheber oder Motoren zu verkaufen, entdeckte sie die Kunst für sich.

„Warum ich Sammlerin geworden bin? Es war eine innere Notwendigkeit.“ Zwar waren ihre Eltern selbst nicht in der Kunstszene aktiv, doch in der Familie gab es durchaus eine Kunsttradition: „Meine Großmutter war Schauspielerin, mein Großvater Generalmusikdirektor. Manchmal überspringt das Kunstgen eine Generation.“

Die Hinwendung auf die nicht ganz einfache Medienkunst war für die millionenschwere Gesellschafterin der Brose Fahrzeugteile GmbH ganz logisch: „Ich bin mit den neuen Medien aufgewachsen.“ Stoschek liebt nach eigenem Bekunden die klassische Moderne; doch die sammelt sie nicht. Die 38-Jährige will Zeitzeugin sein: „Ich möchte mit der Sammlung ein gesellschaftliches und kulturelles Abbild meiner Generation schaffen.“

Digitalisierung und Internet markieren nach ihrer Überzeugung den größten soziokulturellen Umbruch, seit Johannes Gutenberg im 15. Jahrhundert den Buchdruck erfand. Dafür gibt es aus Sicht von Stoschek „keinen zeitgenössischeren Ausdruck als den, der sich in den aktuellen neuen Medien manifestiert“.

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