Dylans Eisen-Kunstwerke: Bob, der Baumeister

Erstmals werden in der Halycon Gallery Bob Dylans Eisen-Kunstwerke ausgestellt.

London. „Eisen hat mich mein ganzes Leben lang umgeben, seit ich ein Kind war. Ich bin im Eisenerz-Land aufgewachsen, wo man es jeden Tag atmen und riechen konnte. Und in der ein oder anderen Form habe ich immer damit gearbeitet.“

Dieses Zitat des Musikers Bob Dylan prangt in der Halycon Gallery in Londons vornehmer New Bond Street in schwarzen Buchstaben an der Wand. Es soll das erklären, was man im Eingangsbereich der edlen Ausstellungsräume sehen kann: Eisentore, die Dylan geschweißt hat. Sie sind erstmalig in einer Ausstellung zu sehen.

Robert Allan Zimmermann alias Bob Dylan, 68er-Ikone, begnadeter Geschichtenerzähler, Gitarrenpoet, 72 Jahre alt. Ihn muss man nicht mehr vorstellen. Zumindest nicht den Musiker Dylan. Den Maler schon.

Dessen Arbeiten waren nämlich noch nicht sehr häufig zu sehen. 2007 gab es eine erste Museumsausstellung in Chemnitz. Einige Bilder des Barden hängen in der Londoner National Portrait Gallery. Dylan, so scheint es, erarbeitet sich gerade eine Reputation als Universalgenie.

Vom 16. November bis zum 25. Januar kann man Dylans Werke nun also begutachten — und kaufen. „Mood Swings“ heißt die Ausstellung, auf Deutsch „Stimmungsschwankungen“. Was die Bilder kosten, war gestern noch nicht zu erfahren. Auf Bob Dylans Webseite kann man aber lesen, dass Grafiken aus der „Drawn Blank“-Serie, aus der auch einige Werke in bei Halycon zu sehen sind, ab 1500 Pfund (1800 Euro) kosten.

Vermutlich werden aber nicht alle Besucher mit Scheckbuch in die Galerie kommen. Sie sollten sich nicht abschrecken lassen von der vornehmen Lage und dem Türsteher. „Die Ausstellung ist die umfassendste Kollektion der Arbeiten Bob Dylans bis jetzt“, sagt der Präsident der Halycon Gallery, Paul Green.

Neben den Eisen-Arbeiten und den Grafiken sind auch Arbeiten aus der „Revisionist“-Reihe zu sehen, in der Dylan sich Zeitschriftencover vornimmt und mit eigenem Inhalt füllt. Die Werke in Siebdrucktechnik sind ein satirischer Kommentar zu einer exhibitionistisch veranlagten Gesellschaft.

Höhepunkt aber sind die Eisen-Arbeiten, diese unterschiedlich geformten Tore, verziert mit Handwerksmotiven. Viele ineinandergreifende Räder kann man erkennen, Bohrer, Nägel, Teile von Metallschneidern oder Schraubenschlüssel. Aber auch eine Gitarre oder einen Adler hat Bob, der Baumeister, in seinem Studio in die Tore eingeschweißt. Alles vintage, will heißen: aus alten Metallteilen gefertigt. Alles roh, geerdet, bodenständig. Es passt zum Image des intellektuellen Arbeiterkindes.

Dylan ist in Minnesota aufgewachsen, dem Eisenerz-Staat. Hibbing, der Ort, in dem der junge Robert aufwuchs, liegt auf eisenhaltigen Grund, vor der Stadt wird Eisenerz abgebaut. Wenn Dylan also sagt, er sei immer von Eisen umgeben gewesen, so ist das, was seine Kindheit betrifft, sicher zutreffend.

Ob die Arbeiten aber auch gezeigt würden, wäre Dylan ein einfacher Eisenschweiß-Künstler aus Hibbing? Vermutlich nicht. Nicht in einer Londoner Galerie jedenfalls. Der Ausstellungsort kontrastiert nämlich enorm mit der Kunst, die hinter dem Handwerk einen Menschen zeigt, der dem Arbeitermilieu, dem Bodenständigen sichtlich mehr zugetan ist als der hektisch-sinnsuchenden Welt der Upmarket-Kunstverkäufer.

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