Eckhard Henscheid: Sammler des laufenden Schwachsinns wird 70

Der Satiriker Eckhard Henscheid hat sich noch nie den Mund verbieten lassen.

Amberg. Er ist für scharfe Worte und bissige Kommentare bekannt — so bissig, dass sich mitunter auch Rechtsanwälte und Richter mit den Werken von Eckhard Henscheid beschäftigen müssen. Heute wird der in Amberg geborene Schriftsteller 70 Jahre alt.

Henscheid ist seit Jahrzehnten eine feste Größe im deutschen Literaturbetrieb. 1979 gründete er mit Kollegen das Satireblatt „Titanic“.

Aus dem Kreis der Kreativen entstand die „Neue Frankfurter Schule“. Neben Henscheid wurden auch andere Autoren und Zeichner aus der Gruppe, etwa F. K. Waechter, F. W. Bernstein, Hans Traxler oder Robert Gernhardt bundesweit bekannt.

Zum Zeitpunkt der „Titanic“-Gründung hatte Henscheid bereits mit seiner „Trilogie des laufenden Schwachsinns“ auf sich aufmerksam gemacht. Der Autor war seitdem in fast jedem literarischen Feld aktiv. Neben lautstarken Satiren beherrscht Henscheid auch leise Töne. Erzählungen gehören ebenso zu seinem Repertoire wie Hörspiele, Glossen oder Lyrik.

Für das Wörterbuch „Dummdeutsch“ sammelte Henscheid fragwürdige Wortkompositionen, die Schriftstellern und Journalisten als abschreckendes Beispiel dienen sollen. Er sei der „produktivste deutsche Autor“, sagte Henscheid einmal wenig bescheiden über sich selbst. „Mein Bedürfnis nach Unterhaltung wird dadurch erfüllt, möglichst viele unterschiedliche Sachen zu machen.“

Henscheid steckt nicht zurück, wenn er jemanden kräftig vor den Kopf stößt: „Ich unterliege keiner Zensur, ich bin nicht erpressbar, ich brauche das Geld nicht.“ Im prominentesten Fall wurde Henscheid von Heinrich Bölls Sohn René verklagt, weil er den Literatur-Nobelpreisträger posthum unter anderem als „steindummen, kenntnislosen und talentfreien Autor“ bezeichnet hatte.

Die Justizschlacht führte im Fall Böll bis zum Bundesverfassungsgericht, allerdings ohne Erfolg für Henscheid. Die Verlage mussten nicht nur in diesem Fall Passagen in seinen Texten schwärzen. Der Autor nimmt’s gelassen: „Das erhöht die Komik.“

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