Ein einarmiger Roboter schreibt die Bibel ab

3,5 Millionen Buchstaben in elf Monaten — pünktlich zur Wallfahrt nach Trier 2012 soll die Maschine fertig sein.

Trier. Der einarmige Roboter schreibt mit einer Kalligraphie-Feder Buchstabe für Buchstabe auf die Papierrolle. Feinsäuberlich mit schwarzer Tinte. Elf Monate lang gönnt er sich keine Pause — denn er schreibt die ganze Bibel ab. „Er wird über 2000 Seiten schreiben, einen Liter Tinte verbrauchen und gut einen Kilometer Papier benötigen“, sagt Medienkünstler Matthias Gommel, der den Bibelroboter mit seinen Kollegen Martina Haitz und Jan Zappe programmiert hat.

Hintergrund der Aktion ist die Heilig-Rock-Wallfahrt, die vom 13. April bis zum 13. Mai 2012 rund eine Million Pilger nach Trier locken wird. Dann wird der Heilige Rock, das angebliche Gewand Jesu Christi, erstmals in diesem Jahrtausend gezeigt. Normalerweise liegt die Tunika verschlossen und nicht sichtbar im Dom in einem klimatisierten Schrein. Der Bibelroboter soll pünktlich zur Wallfahrt mit seiner Mission fertig sein.

Für die Künstlergruppe „robotlab“ ist der Roboter eine Auseinandersetzung mit Fragen des Glaubens und des technischen Fortschritts. „Ich bin gespannt, ob und wie sie im öffentlichen Raum polarisieren wird“, sagt Gommel. Das Programmieren ist ein sehr aufwendiger Vorgang“, so Medienkünstler Zappe. Wenn man nur einen kleinen Fehler mache, schreibe der Roboter falsch. Vor allem die gebrochene Handschrift „Schwabacher“ des 15. Jahrhunderts habe es in sich.

Vom Bibelroboter gibt es zwei Versionen. Der „Bruder“ des Trierers hat unter anderem in Sevilla eine spanische Bibel und in Portugal ein portugiesisches Exemplar verfasst, war in der Schweiz und in Österreich im Einsatz. Und in diesem Herbst soll er nach London in die Westminster Abbey kommen, um Auszüge aus der „King-James-Bibel“ auf Englisch zu schreiben. „Es ist geplant, dass die Queen zur Ausstellung kommt“, sagt Zappe.

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