Ein „Genie“ spaltet die Kunstwelt

Ausstellung in Hagen zeigt Werke von Markus Lüpertz.

Hagen. Sein Mozart in Salzburg wurde mit blutroter Farbe übergossen und gefedert. Seine Chillida-Skulptur in Bamberg umgestürzt. An Markus Lüpertz scheiden sich die Geister. Er steht dazu, ein „Genie“ zu sein, wie der ehemalige Rektor der Akademie in Düsseldorf in Interviews gerne erklärt. Mit Maßanzügen und Gehstock lanciert er das Image des „Malerfürsten“, das zu einer Marke geworden ist.

Eine Kopfstudie seines Mozarts ist momentan in Hagen zu sehen — zusammen mit 100 Werken aus allen Schaffensperioden. Eine Retrospektive ist die Ausstellung „Der gemalte Horizont“ im Osthaus Museum nicht. Dafür fehlen die großen Arbeiten des 1941 im böhmischen Liberec geborenen Lüpertz, der es eines Tages leid war, dick, dumm und arm zu bleiben und sich entschloss, „ein schöner Mann zu sein und ein Genie“.

Seinem Vorbild Nietzsche folgend, proklamierte er sich selbst als Zentrum seiner Welt. „Was neu ist an mir ist, dass es mich gibt. Die Malerei ist alt. Aber ich beschäftige mich mit ihr, mache Äußerungen zu und über die Malerei.“ In Hagen zeugen dithyrambische Gemälde der 60er Jahre von dieser Zeit, in der Lüpertz mit Malern wie Sigmar Polke, Georg Baselitz oder Gerhard Richter den Kampf gegen die „Diktatur der Abstrakten“ nach dem Zweiten Weltkrieg antrat.

Der „Rückenakt“ von 2006 lässt mit Stahlhelm noch einmal seine „deutschen Motive“ der 70er Jahre aufleben. Mit „Das Urteil des Paris“ (2010) ist ein aktuelles Hauptwerk zu sehen. Außerdem werden Studien des „Herkules“ gezeigt, der seit 2010 vom Turm der Zeche Nordstern in Gelsenkirchen ins Revier schaut.

Für eine Überraschung sorgen ein paar Landschaften (2010): In geradezu traditioneller Machart wirken sie, als habe der Maler die großen Posen nicht mehr nötig. Sie feiern unspektakulär aber schön die Malerei, die schon für tot erklärt wurde, als Lüpertz mit dem Malen gerade erst anfing.

“ Osthaus Museum, Museumsplatz 3. Di, Mi, Fr 10-17 Uhr, Do 13-20 Uhr, Sa+So 11-18 Uhr; bis 29. Juli in Hagen.

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