„Birdman“ hebt bei Oscars ab - Trophäe für Snowden-Doku

Hollywood (dpa) - Die Schauspieler-Satire „Birdman oder Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit“ ist der große Gewinner der 87. Oscar-Verleihung gewesen.

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Die bitterböse Komödie des mexikanischen Regisseurs Alejandro G. Iñárritu über die Abgründe von Hollywood und Showgeschäft holte in der Nacht zum Montag in den Königskategorien bester Film und beste Regie den Oscar sowie für Kamera und Original-Drehbuch. „Mexiko feiert mit dir“, twitterte der mexikanische Präsident Enrique Peña Nieto an Iñárritu gewandt.

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Ebenfalls vier Trophäen erhielt die britisch-deutsche Ko-Produktion „Grand Budapest Hotel“ von Wes Anderson, allerdings in Nebenkategorien: für das beste Kostümdesign, das Produktionsdesign und das beste Make-up sowie die beste Filmmusik. Einige der Preisträger setzten politische Akzente mit ihrem Einsatz für die Rechte von Frauen und Schwarzen. Und Moderator Neil Patrick Harris überraschte mit einem Auftritt in Unterhosen.

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"Birdman" ist bester Film - Die Oscar-Gewinner im Überblick
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Als bester Hauptdarsteller wurde der Brite Eddie Redmayne (33) für seine Darstellung des Physikers Stephen Hawking in „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ ausgezeichnet. Der Astrophysiker reagierte via Facebook: „Gut gemacht Eddie, ich bin sehr stolz auf dich.“ Die Amerikanerin Julianne Moore (54), die einen Teil ihrer Jugend in Frankfurt am Main verbrachte, bekam den Oscar als beste Hauptdarstellerin für ihre Rolle im Alzheimer-Drama „Still Alice - Mein Leben ohne Gestern“.

In den Nebenrollen konnten sich J.K. Simmons (60) und Patricia Arquette (46) durchsetzen. Er spielt einen autoritären Musiklehrer in „Whiplash“, sie eine Mutter in dem über zwölf Jahre gedrehten Jugenddrama „Boyhood“. Der Musikerfilm „Whiplash“ von Damien Chazelle erhielt außerdem die Oscars für Filmschnitt und Tonmischung.

Als beste Dokumentation zeichnete die Academy „Citizenfour“ über den NSA-Whistleblower Edward Snowden aus. Snowden ließ aus seinem russischen Asyl Glückwünsche an Filmemacherin Laura Poitras übermitteln: „Ich hoffe, dass dieser Preis mehr Menschen dazu bewegen wird, den Film anzuschauen und sich von seiner Botschaft inspirieren zu lassen. Einfache Bürger können gemeinsam die Welt verändern.“ Norddeutscher und Bayrischer Rundfunk (NDR/BR) hatten die Dokumentation unterstützt. „Laura Poitras ist für ihren investigativen Film hohe persönliche Risiken eingegangen“, sagte NDR-Intendant Lutz Marmor am Montag in Hamburg.

Wim Wenders (69), in derselben Sparte mit „Das Salz der Erde“ über den Fotografen Sebastião Salgado im Rennen, hatte dagegen auch bei seiner dritten Nominierung das Nachsehen.

Der Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film ging nach Polen, geehrt wurde „Ida“ des Regisseurs Pawel Pawlikowski. Die polnische Kulturministerin Malgorzata Omilanowska würdigte den Preis als „größten Erfolg des polnischen Kinos“.

Zwei Dankesreden gehörten zu den Höhepunkten dieser sonst eher durchschnittlichen Oscar-Nacht. Patricia Arquette nutzte ihren Auftritt zu einem kämpferischen Aufruf für Frauenrechte. „Nun ist endlich unser Moment gekommen - für gleiche Löhne und gleiche Rechte für Frauen in den Vereinigten Staaten von Amerika“, rief sie unter dem Applaus von Stars wie Meryl Streep. Sänger John Legend (bester Filmsong „Glory“ aus dem Bürgerrechtsdrama „Selma“) setzte sich für die Rechte von Schwarzen ein: „Es sind heute mehr Schwarze unter Kontrolle der Justiz als zu Zeiten der Sklaverei 1850“, sagte er.

Der Moderator Neil Patrick Harris (41) blieb meist unpolitisch, abgesehen von einem Gag über die „weißesten, äh, hellsten Sterne Hollywoods“ angesichts weniger schwarzer Nominierter oder der Bemerkung, dass Edward Snowden „aus gewissen Gründen“ nicht bei der Verleihung dabei sein könne.

Für Aufsehen und zahllose Twitter-Reaktionen sorgte Harris mit einem kurzen Auftritt in weißer Unterhose - als Anspielung auf eine „Birdman“-Szene, in der Hauptdarsteller Michael Keaton halbnackt am Broadway herumläuft, weil sein Bademantel in einer Raucherpause in einer schweren Feuertür klemmen bleibt.

In Deutschland verpassten die Fans kurz nach dem Start der Live-Übertragung die Ehrung von Nebendarsteller Simmons. Etwa sieben Minuten lang sahen sie nur das Oscar-Logo. Der Sender ProSieben teilte zur Begründung mit: „Leitung abgerauscht.“

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