Dominik Graf über seinen Schiller-Film

Berlin (dpa) - Der Regisseur Dominik Graf (61, „Im Angesicht des Verbrechens“) ist eigentlich für Krimis bekannt. Nun ist er ins 18. Jahrhundert abgetaucht und erzählt in „Die geliebten Schwestern“ in 139 Minuten eine Liebesgeschichte rund um Friedrich Schiller.

Dominik Graf über seinen Schiller-Film
Foto: dpa

Im dpa-Interview erzählt Graf, an wen ihn die Dreiecksgeschichte erinnert und warum ihm Schiller-Experten auf den Pelz rücken könnten.

Frage: Die Utopie einer Liebe zu dritt: Nehmen Sie Schiller ab, dass er wirklich zwei Schwestern geliebt hat?

Antwort: Ich glaube, dass er diese beiden Schwestern jede für die Rolle, die sie in seinen Vorstellungen eingenommen hat, geliebt hat. Das habe ich auch versucht, zu zeigen. Er hat sie wie zwei Madonnen in das dafür vorgesehene Gehäuse gestellt. Das hat ihm ermöglicht, die eine so und die andere vielleicht anders zu lieben.

Frage: Zwei Schwestern lieben einen Mann - kann das auch in Wirklichkeit gehen?

Antwort: Warum nicht? Ich erinnere mich gerade an eine sehr lustige Episode im Internat, da waren zwei Zwillingsschwestern in denselben Mann verliebt. Das hat zu absurden Verwechslungen geführt, vor allem nachts bei dunklen Partys.

Frage: Warum sind Sie selbst im Film der Erzähler?

Antwort: Weil ich eine so genaue Vorstellung hatte, wie das klingen muss, dass ich keinen Sprecher belästigen wollte. Ich bin zwar ein Sprech-Laie, hatte aber trotzdem den Eindruck, dass ich mich einmischen muss. Wie ein Regisseur, der in der Manege versucht, die Zügel in der Hand zu behalten, auch wenn sie ihm längst entglitten sind.

Frage: Wie tief sind Sie in die Literatur über Schiller eingetaucht? Da gibt es ja eine große Fachwelt.

Antwort: Es gibt eine Strickleiter von Events bei den drei Figuren, die man über die 13 erzählten Jahre herabgehen kann. Die habe ich aber manchmal durcheinandergewürfelt, weil ich es aus dramaturgischen Gesichtspunkten spannender fand. Insofern wird mir die Schiller-Gemeinde vielleicht auf den Pelz rücken. Aber ich dachte mir: Ich mache es jetzt mal so. Eine andere Entschuldigung habe ich nicht.

ZUR PERSON: Dominik Graf wurde 1952 in München geboren und studierte dort in den 70er Jahren an der Hochschule für Film und Fernsehen. Der preisgekrönte Regisseur und Drehbuchautor hat rund 50 Filme fürs Fernsehen und Kino gedreht, darunter „Die Katze“, „Tiger, Löwe, Panther“, „Der Felsen“, die „Tatort“-Folge „Frau Bu lacht“ oder den Polizei-Thriller „Eine Stadt wird erpresst“. Seine Krimireihe „Im Angesicht des Verbrechens“ wurde 2010 auf der Berlinale gefeiert, hatte es aber im Fernsehen schwer. „Die geliebten Schwestern“ ernteten bei dem Festival im Februar gemischte Kritiken. Grafs Lebensgefährtin ist die Oscar-Preisträgerin Caroline Link („Nirgendwo in Afrika“).

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