Ellen DeGeneres moderiert die Oscar-Show

Los Angeles (dpa) - Die Oscar-Akademie hat schon oft daneben gegriffen. Das Publikum gähnte gelangweilt, als 2010 die angegrauten Schauspieler Alec Baldwin und Steve Martin im Doppelpack die Oscars moderierten.

2011 stand mit James Franco und Anne Hathaway ein junges Team verkrampft auf der Bühne, der erhoffte frische Wind blieb aus. 2012 kramten die Oscar-Verleiher den in die Jahre gekommenen Komiker Billy Crystal hervor, er hatte es seit 1990 schon acht Mal getan.

Mit Seth MacFarlane, dem Schöpfer der bissigen TV-Cartoon-Serie „Family Guy“, bewies die Oscar-Akademie im vergangen Februar Mut. Er ist schlagfertig und seine Witze gehen oft unter die Gürtellinie. Mit mehr als 40 Millionen US-Zuschauern war sein Oscar-Debüt recht erfolgreich, doch MacFarlane handelte sich mit seinem beleidigendem Humor auch heftige Kritik ein. Ein zweites Mal wollte er nicht. Der Komiker twitterte bereits Ende Februar - kurz nach der Oscar-Gala - dass er „auf keinen Fall“ zurückkehren werde.

Die Oscar-Moderation gilt in Hollywood als Schwerstarbeit. Jedes Jahr wird die Bekanntgabe des Gastgebers für die nächste Show mit Spannung erwartet. Am Freitag verkündete das Gremium im Beverly Hills das Oscar-Comeback für die US-Moderatorin Ellen DeGeneres (55). Eine sichere Wahl, kommentierten die Branchenblätter. Die offen lesbische Moderatorin, Schauspielerin und Autorin hatte sich bereits 2007 auf der Oscar-Bühne bewährt. Am 2. März 2014 will sie es erneut wagen.

Sie seien „begeistert“, sagten die Produzenten der Gala laut Mitteilung. „Es gibt wenige Stars, die Ellens Talent für Comedy und zudem ihre große Wärme und Menschlichkeit haben.“ Die frisch gewählte neue Vorsitzende der Academy of Motion Picture Arts and Sciences, die Afroamerikanerin Cheryl Boone Isaacs, prophezeit eine „unterhaltsame, fesselnde und lustige Show“.

Der Filmakademie gehören insgesamt rund 6000 Mitglieder an, überwiegend männlich, die meisten fortschrittenen Alters. Gegen den Ruf, ein Club für alte weiße Männer zu sein, kämpft die Organisation seit Jahren an. Immer wieder auch mit „riskanten“ Moderations- Kandidaten. So durften auch mal die politisch-bissigen Komiker Chris Rock und Jon Stewart auf der Oscar-Bühne einen schärferen Ton angeben.

„Lustig, ohne herablassend oder gemein zu sein“, sei ihre Devise, verriet die DeGeneres 2007 vor ihrem Oscar-Debüt. Während der Gala erhielt sie freundlichen Applaus für ihre witzig-harmlosen Einlagen. Etwa, als sie spontan neben dem im Publikum sitzenden Clint Eastwood niederkniete und Steven Spielberg darum bat, ein nettes Foto von ihr und ihrem Idol zu schießen. Doch DeGeneres kann auch provozieren. „Wenn es die Schwarzen, die Juden und die Schwulen nicht gäbe, gäbe es auch keine Oscars“, frotzelte sie auf der Bühne.

Ihr Handwerk lernte sie als Stand-Up-Komikerin in kleinen Clubs. Seit 2003 holt sie Stars und ausgefallene Gäste in ihre beliebte TV-Talkshow „The Ellen DeGeneres Show“. Bereits 1997 outete sie sich auf dem Bildschirm als Lesbe. Sie ist mit der „Ally McBeal“- Schauspielerin Portia de Rossi verheiratet.

In einer Twitterbotschaft am Freitag machte sich DeGeneres prompt über die Oscar-Show lustig. „Es ist offiziell: Ich moderiere die Oscars! Ich möchte mich bei der Akademie bedanken, bei meiner Frau Portia und - oh je - das Orchester fängt an zu spielen“, witzelte die Komikerin. Ein Seitenhieb auf den umstrittenen Oscar-Brauch, zu langen Dankesreden der Gewinner mit lauter Musik ein Ende zu setzen.

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