Golden Globes für „Argo“ - Preise für Waltz und Haneke

Los Angeles (dpa) - Regisseur Michael Haneke und Schauspieler Christoph Waltz haben ihren Siegeszug bei den Golden Globes fortgesetzt - großer Gewinner des Abends war aber der Politthriller „Argo“.

Der im Iran spielende Film von Regisseur Ben Affleck wurde bei der Gala in der Nacht zum Montag in Los Angeles als bester Film und für die beste Regie ausgezeichnet. Der Österreicher Haneke gewann für sein Drama „Liebe“ einen Globe in der Kategorie „Fremdsprachiger Film“. Für den deutsch-österreichischen Schauspieler Waltz und seine Leistung in „Django Unchained“ gab es einen Preis als bester Nebendarsteller.

Für den Gesprächsstoff des Abends sorgte aber ein anderer Star: Als Jodie Foster (50) den Ehrenpreis für ihr Lebenswerk und ihre Verdienste um die Filmkunst annahm, sprach sie in ihrer Dankesrede offen über ihre Homosexualität und dankte ihrer langjährigen früheren Ex-Lebensgefährtin Cydney Bernard für deren Unterstützung. Viele Gäste hatten Tränen in den Augen. Beim Kurznachrichtendienst Twitter gab es eine Flut von Kommentaren und viel Anerkennung für den Hollywoodstar. Foster kündigte zugleich ihren Abschied aus dem Filmbusiness an. „Ich werde nie wieder auf dieser Bühne stehen. Auf keiner Bühne“, sagte sie.

Enttäuschend endete der Abend für den US-Starregisseur Steven Spielberg: Er war mit „Lincoln“ sieben Mal nominiert, doch am Ende gewann nur sein Hauptdarsteller Daniel Day-Lewis einen Globe. Möglicherweise hat Spielberg bei den Oscars Ende Februar mehr Glück - er geht mit zwölf Nominierungen ins Rennen.

Ben Afflecks „Argo“ basiert auf wahren Begebenheiten und handelt von einer aberwitzigen CIA-Befreiungsaktion von US-Geiseln im Iran. Der Film wurde von Kritikern in den USA und Europa bereits nach seinem Erscheinen hoch gelobt. In iranischen Medien stießen die Auszeichnungen für den Film dagegen auf Kritik. Die Nachrichtenagentur Fars bezeichnete den Streifen als „anti-iranisch“ und nannte die Auszeichnung des Politthrillers als besten Film einen „fragwürdigen Schritt“. Das Land kündigte Medienberichten zufolge an, einen Film mit der iranischen Sichtweise auf die US-Geiselbefreiung im Jahr 1980 zu drehen.

„Argo“ ist Afflecks dritte Regiearbeit, er spielt in dem Werk auch selbst mit. Der US-Amerikaner feierte Ende der 90er Jahre mit „Good Will Hunting“ seinen Durchbruch. Dafür bekam er damals auch zusammen mit Matt Damon einen Oscar für das Drehbuch.

Michael Haneke setzte bei den Globes mit „Liebe“ seinen Erfolgszug fort. Für das berührende Altersdrama hatte der 70-Jährige bereits die Goldene Palme bei den Filmfestspielen in Cannes und vier Auszeichnungen beim Europäischen Filmpreis gewonnen. Bald könnten weitere Ehrungen hinzukommen: Die deutsch-österreichisch-französische Koproduktion „Liebe“ ist für fünf Oscars nominiert.

Auch Christoph Waltz (56) triumphierte einmal mehr. Nach einem Globe für seine Rolle in Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“ vor drei Jahren gab es nun die zweite Goldene Weltkugel für den in Wien geborenen Schauspieler - ebenfalls für ein Werk von Tarantino.

Die vom Verband der Hollywood-Auslandspresse (HFPA) vergebenen Golden Globes gelten als wichtigste Vorboten für die Oscars, die am 24. Februar verliehen werden. Anders als bei den Oscars gibt es bei den Globes allerdings einen Hauptpreis sowohl für das beste Drama als auch in der Sparte Musical/Komödie. In diesem Jahr gingen an Tom Hoopers Filmmusical „Les Misérables“ drei Trophäen: für das beste Musical, für Hauptdarsteller Hugh Jackman und seinen Co-Star Anne Hathaway in einer Nebenrolle.

Die Preise in Form einer Weltkugel werden auch im Fernsehsektor verliehen. Dort gewann die Serie „Homeland“ um einen mutmaßlichen Terroristen drei Golden Globes. Sie wurde zum zweiten Mal in Folge in der Kategorie „Drama“ als beste Serie ausgezeichnet. Darüber hinaus gab es Trophäen für die Hauptdarsteller Claire Danes und Damian Lewis. „Homeland“ wird in Deutschland ab 3. Februar bei Sat.1 gezeigt.

Maggie Smith (78), die Grande Dame des britischen Kinos und Fernsehens, erhielt einen Globe als beste Nebendarstellerin. Sie wurde damit für ihre Leistung in der Historien-Serie „Downton Abbey“ geehrt. Die erste Staffel war im Dezember im ZDF zu sehen.

Die glamouröse Golden-Globe-Gala wurde von den Komikerinnen Tina Fey und Amy Poehler moderiert. Das freche Frauen-Duo, das die Zuschauer mit zahlreichen bissigen Witzen amüsierte, löste damit den Briten Ricky Gervais ab.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Liebe und Hass in der Vorstadt
Peter Kurth und Peter Schneider ermitteln im „Polizeiruf“ nach einem Kindsmord in Halle/Saale Liebe und Hass in der Vorstadt
Aus dem Ressort