„Liebesleben“: Ein ungleiches Paar spielt mit der Liebe

Maria Schrader verfilmt den Roman der isrealischen Autorin Zeruya Shalev und bleibt eng an der Vorlage.

Ein warmer Wind streichelt ihr übers Gesicht. Jara hat auf dem Picknick-Platz oberhalb der Stadt alles vorbereitet: Girlande, Kuchen, Geschenk. Ihr Blick gleitet über Jerusalem, das in goldenes Licht getaucht vor ihr liegt. Panik packt sie, als Polizeisirenen zu ihr hinauf tönen. Jara rennt los. Terrorbilder schießen ihr durch den Kopf. Schweißüberströmt gelangt sie zur Wohnung der Eltern. Ein fremder Mann öffnet ihr die Tür. Ein Mann, der Jahrzehnte älter ist als sie. Ein Mann, für den sie nach wenigen Augenblicken ihr bisheriges Leben vergisst.

Der Roman brachte Zeruya Shalev einen Welterfolg

Der Roman "Liebesleben" bescherte der israelischen Autorin Zeruya Shalev einen Welterfolg. In 20 Sprachen wurde ihre Amour Fou übersetzt. Die Schauspielerin Maria Schrader ging mit Shalev auf Lesereise und verliebte sich in die Geschichte. In ihrem Regiedebüt fühlt sie sich der Literaturvorlage sehr verbunden. Dank der großartigen Hauptdarsteller Netta Garti als Jara und Rade Sherbedgia als Arie gelingt ihr die sehenswerte Charakterstudie zweier Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Sie strebsam, ängstlich und unentschlossen. Er rücksichtslos, triebhaft und resigniert. Eine junge Frau, die ein Spiel spielt, dem sie nicht gewachsen ist. Ein älterer Mann, der vom Leben nichts mehr erwartet. Die israelische Kulisse schafft eine faszinierende Mischung aus vertrauten Bildern einer Großstadt und der Exotik einer fremden Welt. Jara studiert an der Uni, richtet sich mit ihrem Ehemann eine kleine Wohnung ein und schlendert an Schaufenstern vorbei. Mit Arie fährt sie durch die Wüste ans Meer und landet in einem Palast wie aus einem arabischen Märchen. Schrader steigert die Unwirklichkeit dieser Obsession durch surreale Szenen. Wie erlegtes Wild trägt Arie Jara auf seiner Schulter. Romantisch ist diese Beziehung nicht. Noch nicht einmal erotisch. Jara läuft Arie wie ein Hund nach. Was sie bekommt ist Sex ohne Leidenschaft. Nackt und bloß gestellt findet sie sich in dem Märchenpalast vor Bauarbeitern wieder. Netta Garti verkörpert glaubhaft eine Frau, die niemals Opfer ist. Sie will eine neue Seite des Lebens spüren. Rade Sherbedgias körperliche Präsenz verbindet sich mit einer Melancholie, die einen für ihn einnimmt. Diese Ambivalenz trägt leider nicht bis zum Schluss. Das rührselige Ende löst die Verwicklung der beiden nicht auf.
(WZ-Wertung: 3 von 5 Sternen)

Daten und Fakten Titel: LiebeslebenRegisseur: Maria Schrader
Darsteller: Neta Garty, Rade Serbedzija, Tovah Feldshuh, Stephen Singer, Ishai GolanGenre: DramaLänge: 114 Minuten
Verleih: X Verleih (Warner)
Produktionsort/- jahr: Deutschland 2007
Startdatum: 08.11.2007
FSK: keine Angaben
Internet: http://www.liebesleben-derfilm.de/

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