Ave Cäsar, Helau Asterix!

Pünktlich zu Karneval startet im Kino der Mummenschanz „Asterix bei den olympischen Spielen“ und bereitet Jecken diebische Freude.

Düsseldorf. Der Starttermin passt: Die Jecken sind los - mit angeklebten Bärten und umgeschnallten Schaumstoffbäuchen. So sieht’s Altweiber nun mal aus in der Düsseldorfer Altstadt, mag man denken. Der quietschfidele Karnevalstrupp findet aber auf der Leinwand statt, bunt gescheckt, in schlechten Verkleidungen und dank einschlägiger Getränke erschreckend enthemmt. Alt? Etwa sogar Kölsch? Nein, es ist ein mysteriöser Zaubertrank, der übermenschliche Kräfte zu entfalten vermag. 78 Millionen Euro hat die dritte Realverfilmung des Comic-Kosmos rund um den galligen Gallier Asterix gekostet, ein europäischer Rekord. Dass man diese immensen Kosten der Kulisse und den Kostümen nicht ansieht, ist durchaus gewollt. Denn die Kinoversionen der hintersinnigen Geschichten von René Goscinny und Albert Uderzo sind bewusst auf Trash gebürstet. Die Tempel sind aus Styropor, der Lorbeerkranz aus Plastik. Verdiente Schauspielrecken wie Gérard Depardieu, Michael "Bully" Herbig oder Alain Delon dürfen das augenrollende Overacting zur hohen Schule der künstlerischen Unantastbarkeit erklären. Quasi ein ausgelassener Kindergeburtstag für europäische Superstars. Diese systematische Übertreibung ist es, die den Film zur erfüllenden Gaudi macht, sofern man in der Lage ist, sich auf den Mummenschanz einzulassen. Kulturpessimisten dürfte das schwer fallen. Die stellen sich nicht plötzlich auf die Domplatte und grölen markerschütternd "Viva Colonia", auch wenn’s ihnen mal gut täte. Der Film ist denn auch eher für jene gedacht, die kein Problem haben, sich von infantiler Spielfreudigkeit und berstendem Nonsens begeistern zu lassen.

Auch der flotte, rote Schumix geht an den wilden Start

An die Handlung des gleichnamigen zwölften Bandes ist der Film nur lose angelehnt. Auslöser für die Olympiateilnahme der Gallier ist die Liebe: Dorfjüngling Alafolix (Stéphane Rousseau) hat sich unsterblich in die griechische Prinzessin Irina (Vanessa Hessler) verknallt. Wie der verarmte Atlantikküsten-Amor die ätherische Ägäis-Schönheit ohne Billigflieger und Pauschaltourismus kennen gelernt haben will, spielt keine Rolle. Wichtig war den Machern wohl nur, ein europäisches Top-Model (Hessler ist das Gesicht des Telefonanbieters Alice) in die eigentlich frauenfreie Handlung einzubinden. Wie nicht anders zu erwarten, missbilligt Irinas Vater diese Wahl, insbesondere, weil die Holde bereits Brutus, dem skrupellosen Sohn von Julius Cäsar (Delon), versprochen ist. Auf Drängen Irinas lässt er sich aber auf den Deal ein, dass derjenige seine Tochter ehelichen soll, dessen Mannschaft die anstehenden Olympischen Spiele gewinnt. Mit Asterix (Clovis Cornillac) und Obelix (Depardieu) im Kader sowie literweise Doping, pardon, Zaubertrank in den Venen stehen die Chancen gar nicht schlecht - wenn da nicht Wagenrenn-As Schumix (Michael Schumacher) in der Boxengasse lauern würde. Kinder, für die der Film in erster Linie konzipiert ist, werden ihre helle Freude daran haben, wie die Römer in bester Bud-Spencer-Manier vermöbelt werden. Depardieu und Delon ziehen derweil für die mitgeschleiften Erwachsenen ihre betonierten Images als bildungsferner Grobklotz und eitler Grande mit sichtlichem Spaß durch den Kakao. Minutenlang beobachtet die Kamera Delon dabei, wie er selbstverliebt mit seinem Spiegelbild kokettiert, dabei sogar scheue Küsschen wirft, während seine stahlblauen Augen sich herrschaftsgeil weiten. Wenn flüchtiges Kommerzkino in der Lage ist, solche bleibenden Filmszenen zu schaffen, geht der organisierte Frohsinn schon in Ordnung. Ave Cäsar, helau Asterix! Info - Beim Teutates Vorgänger 1999 kam die erste Realverfilmung "Asterix und Obelix gegen Cäsar", eine deutsch-französische Koproduktion, in die Kinos. Der Film wurde europaweit ein großer Erfolg. Der Nachfolger "Asterix - Mission Kleopatra" (2002) konnte hingegen nur die Franzosen richtig begeistern - mit 14 Millionen Besuchern allerdings nachhaltig. Gaststars Für einen Kurzauftritt in "Asterix bei den olympischen Spielen" konnten unter anderen die Fußballstars Zinédine Zidane und David Beckham, Tennis-As Amélie Mauresmo, Soul-Diva Kelly Rowland, Basketball-Hüne Tony Parker sowie neben Michael Schumacher auch sein Ex-Teamchef Jean Todt gewonnen werden.
(WZ-Wertung: 4 von 5 Sternen)

Daten und Fakten
  • Titel: Asterix bei den Olympischen Spielen
  • Regisseur: Frédéric Forestier, Thomas Langmann
  • Darsteller: Clovis Cornillac, Gérard Depardieu, Alain Delon
  • Genre: Komödie / Abenteuer
  • Länge: 117 Minuten
  • Verleih: Constantin
  • Produktionsort/- jahr: Frankreich 2007
  • Startdatum: 31.01.2007
  • FSK: ab 6 Jahre
  • Internet: www.asterix.film.de
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