Der Märchenkönig Ludwig II. zurück im Kino

Sabin Tambrea spielt Ludwig II. in der prunkvollen Neuverfilmung.

München. „Märchenkönig“ Ludwig II. ist wohl der größte bayerische Mythos. Ein junger König im Bayern des 19. Jahrhunderts — homosexuell, kunstverliebt, ohne Interesse an Politik und Militär, dafür mit großer Verehrung für Richard Wagners Musik. Sein Tod im Starnberger See stellt die Historiker heute noch vor Rätsel. War es ein Unfall, Selbstmord oder gar Mord? Ludwigs Leben bietet den Stoff, aus dem großes Kino sein könnte.

57 Jahre nach Helmut Käutners kitschiger Verfilmung mit O. W. Fischer, 40 Jahre nach Hans J. Syberbergs „Requiem für einen jungfräulichen König“ und Luchino Viscontis pompöser Elegie mit Helmut Berger übernimmt die Münchner Produktionsfirma Bavaria das Thema. Rund 16 Millionen Euro hat sie der Film gekostet, der am zweiten Weihnachtstag in die Kinos kommt.

Das Projekt ist ambitioniert. Acht Jahre lang haben die Regisseure und Drehbuchautoren Peter Sehr und Marie Noelle an dem Film gearbeitet und intensiv recherchiert. Nun haken sie in der Geschichte des jungen Königs brav eine Station nach der anderen ab: die Verehrung seiner Cousine, der Kaiserin Sisi (Hannah Herzsprung), seine noch größere Verehrung Wagners (Edgar Selge), den Kaiserbrief, der Bayern in das Deutsche Reich integrierte, seinen mutmaßlichen Wahnsinn, seine Prunkschlösser und nächtliche Ausflüge in goldener Kutsche.

Der Film zeigt Ludwig als jemanden, der seiner Zeit voraus war — als intelligenten Feingeist, der die Welt mit Kunst verbessern wollte und an den Umständen zerbrach. Der bislang unbekannte Schauspieler Sabin Tambrea (28), der in Hagen aufgewachsen ist, erweist sich dabei als würdiger Königsdarsteller

Doch die rundum guten Schauspieler können die Geschichte nicht allein tragen. Die Charaktere wirken holzschnittartig, die Kulissen trotz zahlreicher Originalschauplätze wie Kulissen. So ist Sehrs und Noelles fleißiges Porträt, das aus seiner Bewunderung für den König keinen Hehl macht, ein künstlicher und langatmiger Film geworden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Liebe und Hass in der Vorstadt
Peter Kurth und Peter Schneider ermitteln im „Polizeiruf“ nach einem Kindsmord in Halle/Saale Liebe und Hass in der Vorstadt
Aus dem Ressort