Huckleberry Finn: Der Traum von Freiheit

Huckleberry Finn flieht vor seinem Vermögen und den Verpflichtungen.

Düsseldorf. „Sei froh, dass du nicht reich bist“, sagt Huckleberry Finn zu dem Sklaven Jim (Jacky Ido), der ihm das Hemd zuknöpft. Der Schatz, den er mit Tom Sawyer gefunden hatte, hat ihm nicht nur Vermögen, sondern auch die Vormundschaft von zwei braven Bürgerinnen eingebracht, die den Landstreicherbengel zivilisieren wollen.

„Du kennst ja nix andres, Jim, du bist ein Sklave, aber ich war mal ein freier Mann“, sagt Huck (Leon Seidel) und merkt die Beleidigung nicht mal. Im frühen 19. Jahrhundert ist die Sklaverei in den US-Südstaaten normal: Was soll so einer also von Freiheit wissen? Gerade deshalb schickt Mark Twain in „Die Abenteuer des Huckleberry Finn“ die beiden zusammen auf die Flucht mit dem Floß über den Mississippi.

Regisseurin Hermine Hundgeburth und ihr Drehbuchautor Sascha Arango machen in ihrer ebenso spannenden wie optisch stimmungsvollen Romanverfilmung glücklicherweise nicht den Fehler, die Geschichte durch Political Correctness zu entschärfen.

Stattdessen entführen sie die Zuschauer in eine Welt, in der extreme Ungerechtigkeit zum Alltag gehört, und zeigen, wie Huck die Verhältnisse zu hinterfragen beginnt. Dabei geht im moralischen Erkenntnisinteresse aber nie die Lust am Fabulieren und den kauzigen Charakteren verloren.

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