Interview: Gere und seine große Liebe

Der Schauspieler spricht über seinen Film „Das Lächeln der Sterne“. Kinder sind für ihn der gemeinsame Nenner aller Menschen.

Berlin. Mit "American Gigolo" und "Ein Offizier und Gentleman" wurde er in den 80er Jahren zum Sexsymbol, mit "Pretty Woman" in den 90ern zum Inbegriff des Traummanns.

Wichtiger als die Erfolge im Showbusiness waren Richard Gere immer spirituelle Werte. Der bekennende Buddhist, der mit dem Dalai Lama befreundet ist, engagiert sich für die Befreiung Tibets und gegen Menschenrechtsverletzungen.

Jetzt kommt Gere uns - auch mit 59 Jahren - noch mal als Leinwand-Traummann mit den weißen Schläfen: In der bittersüßen Nicholas-Sparks-Verfilmung "Das Lächeln der Sterne" erlebt er eine große, von Reife geprägte Romanze. Beim Besuch in Berlin klagt er mit einem Lächeln, dass es für ihn eigentlich noch ein paar Stündchen zu früh sei.

Herr Gere, wie viel Uhr ist es denn für Sie?

Richard Gere: Vier Uhr morgens. Tragisch, oder? Diane Lane ist schon einen Tag hier, aber ich bin gerade erst eingeflogen. Aber fangen Sie schon mal an, ich nehme mir erstmal einen Tee.

Macht es für Sie einen Unterschied, ob man sich mit 20 oder mit 40 verliebt?

Gere: Ja, man hat einen ganz anderen Erfahrungsschatz. In den zwanzig Jahren dazwischen hat man schon ein paar Wege ausprobiert. Vor allem kann man Realität und Erwartungen viel besser ausbalancieren. Ja, der größte Unterschied ist eine realistische Erwartung daran, wie eine Beziehung aussehen kann. Und das hilft! Wenn Du Dich als Teenager verliebst, löst Du Dich ja total auf. Du kannst ja nicht mal mehr essen.

Glauben Sie daran, dass das Zusammentreffen mit einem Menschen das ganze Leben verändern kann?

Gere: Unbedingt. So erging es mir mit der Frau, die ich geheiratet habe. Ich kann mich an jede Millisekunde unseres ersten Treffens erinnern, und an mein Erstaunen... Das war ein sehr intensiver Moment.

Im Film werden zwei Erwachsene durch die Ablehnung ihrer Kinder an ihre Grenzen geführt und fühlen sich streckenweise ziemlich hilflos. Ist das Ihnen als Vater je so ergangen?

Gere: Kinder sind der größte gemeinsame Nenner auf der ganzen Welt. Sobald man Kinder hat, sitzt man im selben Boot: Denn jeder sorgt sich um sein Kind. Die Probleme mit den Kindern sind universell. Wie passt man am besten auf sie auf? Wie ernährt man sie am besten? Was wird mal aus ihnen werden? Diese Fragen überschneiden sich in reichen und armen Ländern. - Entschuldigung, aber das ist nicht der richtige Tee! Ich habe keine Ahnung, was es ist, aber es ist sicher kein grüner Jasmin-Tee! (Steht auf, geht an die Tür und bittet jemanden um neuen Tee.)

Fühlen Sie sich manchmal - trotz aller Fürsorge - hilflos, weil Ihr Sohn etwas macht oder sagt, was Sie aus der Fassung bringt?

Gere: Ich bin eher entzückt. Kinder kommen so oft mit einer Idee an, auf die ich nie gekommen wäre. Ich weiß bei meinem Sohn oft nicht, welchen Haken er da in seinem Kopf geschlagen hat. Da staune ich dann nur: "Der ist ja gedanklich zehn Jahre weiter als ich dachte! Wie kommt das denn?"

Ist "Das Lächeln der Sterne" für Sie ein Frauenfilm?

Gere: Ich weiß nicht, ob es ein Frauenfilm ist, aber es ist sicher kein Actionfilm. Ein Mann sagte zu mir: "Ich finde es so toll, dass es endlich einen Film über Väter und Söhne gibt." Stimmt, wir befassen uns hier mit drei Vater-Sohn-Geschichten. Ziemlich heftige sogar, in denen es um den Tod geht, um zerbrochene Ehen und kaputte Familien.

Was halten Sie vom Romanautor Nicholas Sparks?

Gere: Ich finde es interessant, wie Sparks schreibt. Er ist nun kein Tolstoi. Aber er versteht Menschen außerordentlich gut, und schafft es, Situationen lebendig werden zu lassen, die wir alle nachvollziehen können. Oder gern erleben würde - magische Momente vor allem. Als ich diesen Film auf der Premiere gesehen habe, hat er mich noch immer berührt. Meine Frau hat das Buch gelesen, doch auch sie war bei der Premiere völlig gerührt. Und das ist Sparks’ großes Talent: Er kann wunderbar mit Archetypen umgehen, weil er sie in plausible Realitäten einpflanzt, mit denen sich eine Vielzahl von Menschen identifizieren kann. Und er hat keine Angst vor Gefühlen. Das passt natürlich wunderbar zum Medium Film.

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