Komödie: Als Agent völlig unterschätzt

Steve Carell gibt in „Get Smart“ die perfekte Reinkarnation des glücklosen TV-Spions Maxwell „Minimax“ Smart.

Düsseldorf. Eine Story? Die spielte bei Mel Brooks eigentlich nie eine Rolle. Wichtig war die Grundidee, anhand derer er denkwürdige Szenen ersann, wahnwitzige Momente, wie es sie im Kino noch nie gegeben hatte: Man denke an die Rabenschwärme mit Amok-Verdauung aus "Höhenkoller" oder die stummen Promi-Stalker aus "Silent Movie", die Burt Reynolds bis unter die Dusche nachstellen.

Was das mit "Get Smart" zu tun hat? Alles. Denn die 60er-Kult-Serie um den tölpelhaften Spion Maxwell Smart war Mel Brooks’ erste Fingerübung in Sachen gepflegter Irrsinn. Seine Hauptfigur, verkörpert von Unschuldsmiene Don Adams, diente als Zerrspiegel des Zeitgeists.

Nicht nur auf popkultureller Ebene, auf der Brooks der unfehlbaren Eleganz des Superstars James Bond den unbedarften und linkischen Schreibtisch-Agenten Smart entgegensetzte. Nein, "Minimax", so der Titel fürs deutsche Fernsehen, funktionierte auch als politisches Statement, indem die Serie die aufgeplusterten Drohgebärden der beiden Supermächte USA und UdSSR während des Kalten Krieges mit sinnentleertem Slapstick untergrub.

Der Zeitpunkt für eine Neuverfilmung, fast vierzig Jahre nach dem Ende der Serie (1970), ist nicht schlecht gewählt. Russland dient mit fragwürdigen Politstrukturen wieder als taugliches Leinwand-Feindbild, und für die Hauptrolle empfahl sich mit Steve Carell ein Schauspieler, der mit seiner ungerührten Trauerkloß-Mimik die maskenhafte Bühnen-Tragik eines Buster Keaton zurück ins Mainstream-Kino bringt.

Carell ist die perfekte Reinkarnation des TV-Mythos’ Smart. Ein Typ, der nur im Anzug gut aussieht, der bürokratensteif und paragrafenversessen die Demütigungen seiner Kollegen erduldet und den man deswegen auch grundsätzlich unterschätzt - meistens zu Recht.

Dabei wünscht sich Maxwell nichts sehnlicher, als endlich Außenagent zu werden. Seine Testergebnisse sind tadellos, selbst seine Retardiertheit hielt er die vergangenen Monate im Zaum. Trotzdem will ihn sein Chef (Alan Arkin) als Problemanalytiker nicht missen und verweigert ihm deswegen den Aufstieg.

Als allerdings auf seine Einheit C.O.N.T.R.O.L. ein Anschlag verübt wird, der fast alle einsatzfähigen Mitarbeiter außer Gefecht setzt, schlägt seine große Stunde. Gemeinsam mit Agent 99 (Anne Hathaway) wird er auf Siegfried (Terence Stamp), den Kopf der Terrororganisation K.A.O.S., angesetzt. Der droht mit einem nuklearen Supergau - dem Üblichen eben.

Regisseur Peter Segal ("Die nackte Kanone 331/3") nutzt Brooks’ stilbildenden Episoden-Witz und macht aus der Neufassung eine perfekt geschmierte Nummernrevue mit feinem Sinn für Absurditäten, die vor allem von Arkin und Carell mit bierernstem Beamten-Gestus gegen den Strich gebürstet werden.

Auch Nostalgiker kommen auf ihre Kosten. Agent 13, in der TV-Fassung der notorische Pechvogel auf buchstäblich verlorenem Posten, hält die Stellung diesmal in einem präparierten Astloch. Bill Murray gehört dieser wahrhaft komische Moment. Verzweifelt darf er aus dem Baum heraus um menschliche Nähe betteln, immer und immer wieder. Wie gesagt: Bestechend sind die einzelnen Szenen. Den zeitweiligen Leerlauf dazwischen, der zwangsläufig entsteht, muss man dafür in Kauf nehmen.

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