Vampir Edward ist der perfekte Mann

Der Kinofilm „Twilight“ knüpft an die Erfolge der „Bis(s)“-Bücher von Stephenie Meyer an. Es geht um die großen Gefühle.

Düsseldorf. Die 17-jährige Denise Karner sitzt gespannt im Kinosessel. Den Film, der gleich beginnt, hat sie schon lebhaft vor ihrem inneren Auge ablaufen sehen: Sie ist der Twilight-Saga von Stephenie Meyer (35) verfallen, deren Bücher sich weltweit 26 Millionen Mal verkauft haben.

Denise hat schon alle drei Teile der "Bis(s)"-Bücher, wie sie auf Deutsch heißen, verschlungen - 1716 Seiten in einem Monat. Dabei ist sie eigentlich keine Leseratte. Warum sie davon nicht mehr loskam? "Bella ist ein ganz normales Mädchen, sie ist tollpatschig, man kann sich in sie hineinversetzen und glaubt: So könnte das echt passiert sein. Das ist einfach cool."

Was passiert sein könnte, haben in zwei Wochen 1,5 Millionen Menschen in den deutschen Kinos gesehen. In den USA war der Film erfolgreicher als der jüngste James Bond. Die schüchterne Bella Swan (17) zieht von dem sonnigen Kalifornien ins verregnete Forks, um bei ihrem Vater zu leben. In der neuen Schule trifft sie auf den anziehend-geheimnisvollen Edward Cullen. Schnell findet Bella heraus: Edward ist ein Vampir. Die beiden verlieben sich unsterblich ineinander. Nun ist die Beziehung zwischen einem Menschen und einem Vampir nicht ganz einfach: Wie verheimlicht man’s den Eltern? Wie schützt man seine Liebste vor anderen Vampir-Clans? Und: Wie schützt man sie vorm Liebsten selbst? Denn wenn Edward die Kontrolle verliert und sich der Leidenschaft hingibt, könnte er Bella töten.

Edward ist allerdings ein moralisch einwandfreier Vampir - ernährt sich nur von Rotwild undbeschützt Bella, als wäre sie aus Glas. Und dieser auch noch optisch perfekte junge Mann, macht den großen Erfolg der Geschichte aus. Edward ist der Mann, den sich Schwiegermütter, rebellische Teenager und Karrierfrauen gleichermaßen wünschen: Zärtlich, verständnisvoll, zurückhaltend und dabei stark, mit einem dunklen Geheimnis und festen Grundsätzen.

Eine tiefe, fast mystische Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit trägt die Geschichte und bewahrt sie vor einer trivialen Romanze. Regisseurin Catherine Hardwicke gelingt das Kunststück, dieser Sehnsucht Bilder zu geben. Grandiose Naturaufnahmen und dazu die vielsagende Blicke der Hauptdarsteller Robert Pattinson und Kirsten Stewart zeigen, das es hier um die große Frage geht: Wofür lohnt es sich zu leben und zu sterben?

Wer mit überheblichem Blick auf verzückte Teenager blickt und von "Vampir-Romanze" redet, hat nur die Hälfte verstanden. Jugendliche beschäftigen sich auch kaum mit der feuilletonistischen Frage, ob die gläubige Mormonin Meyer mit ihren Büchern unterschwellig "kein Sex vor der Ehe" propagieren will. Aber: "Im echten Leben müssen die Mädchen sich fragen, wie weit sie mit den real existierenden Jungs gehen wollen", sagt Jugendforscher Axel Dammler. "Hier müssen sie nichts, dürfen sich aber alles erträumen, was sie wollen." Für Mädchen und Frauen zwischen 15 und 35 Jahren geht es aber vor allem um das große Gefühl, das der eigene Alltag so oft vermissen lässt. Bella und Edward würden füreinander sterben.

Am Valentinstag (14. Februar) erscheint der vierte und letzte Band der Vampirsaga auf Deutsch - "Bis(s) zum Ende der Nacht".

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