Oscar-Endspurt knapp vor den Golden Globes

Los Angeles (dpa) - Die Oscar-Verleiher greifen in die Trickkiste, um das Trophäenfieber anzuheizen. Erstmals seit 40 Jahren werde der Oscar-Moderator persönlich die Nominierungen verlesen, trumpfte die Film-Akademie zu Wochenbeginn auf.

Am Donnerstag, noch vor Sonnenaufgang in Kalifornien, wird also der Hollywood-Komiker Seth McFarlane (39) die Anwärter für die Oscar-Trophäen verkünden. Schauspielerin Emma Stone (24) soll ihm dabei helfen. Charlton Heston war 1972 der bisher einzige Gastgeber der Gala-Show, der vorab auch die Nominierungen ausrufen durfte. Gewöhnlich benennt der Chef der Oscar-Akademie die Kandidaten.

Kurz zuvor hatten die Oscar-Produzenten die Katze aus dem Sack gelassen, dass James Bond bei der Preisverleihung am 24. Februar groß gefeiert werden soll. Zum 50-jährigen Bestehen der Agentenserie sei etwas ganz Besonderes geplant, hieß es. Der jüngste 007-Streifen „Skyfall“ mit dem britischen Star Daniel Craig ist ein Riesenhit an den Kinokassen. Eine clevere Strategie, um mehr Zuschauer in der langen Oscar-Nacht an den Bildschirm zu locken?

Seit Anfang Dezember schleppt sich die Trophäensaison dahin. Etliche Kritiker- und Berufsverbände haben ihre Favoriten schon benannt. Mit den Oscar-Nominierungen und der Verleihung der Golden Globes am Sonntag geht es nun den Höhepunkten entgegen.

Bei den letzten Globes und Oscars gab der romantische Stummfilm-Hit „The Artist“ den Ton an. Diesmal geht mit Filmen wie „Lincoln“, „Argo“ und „Django Unchained“ großes Hollywood-Kino in Führung. Steven Spielbergs Historiendrama „Lincoln“ - über den Kampf des US-Präsidenten Abraham Lincoln gegen Sklaverei und Bürgerkrieg - könnte am Sonntag gleich sieben goldene Weltkugeln gewinnen. Der Politthriller „Argo“ von und mit Ben Affleck über eine aberwitzige CIA-Befreiungsaktion von US-Geiseln im Iran hat fünf Gewinnchancen.

Ebenso viele Globe-Preise winken „Django Unchained“, dem brutalen Western von Quentin Tarantino über den Sklavenhandel im tiefen Süden der USA. Vielleicht kann Tarantino bei den Oscars seinen Triumph von 2010 mit acht Nominierungen für „Inglourious Basterds“ wiederholen. Der gebürtige Wiener Christoph Waltz, der damals in der Rolle eines SS-Mannes den Globe und Oscar als bester Nebendarsteller holte, hat nun als Kopfgeldjäger in „Django Unchained“ gute Karten.

Hollywoods Filmpropheten sind sich weitgehend einig: In seiner „Vorhersage“, die bis zur Oscar-Verleihung wöchentlich neu erscheint, listet der Kritiker Scott Feinberg vom Branchenblatt „Hollywood Reporter“ weitere Favoriten auf, darunter „Zero Dark Thirty“, „Life of Pi“ und „Les Misérables“.

Heiß gehandelt wird auch das Drama „Liebe“ des in München geborenen Österreichers Michael Haneke. Das mehrfach ausgezeichnete Drama mit den französischen Altstars Emmanuelle Riva und Jean-Louis Trintignant könnte Haneke seine zweite Globe-Trophäe bescheren. Der 70-jährige Regisseur hatte 2010 bereits mit seinem Drama „Das weiße Band“ im Rennen um die Weltkugel für den besten ausländischen Film Erfolg.

An einer Oscar-Nominierung für „Liebe“ zweifelt niemand. Der mit deutscher Beteiligung entstandene Film steht bereits als einer von neun Kandidaten auf der Shortlist der Filmakademie. Auch der von Deutschland mitproduzierte Film „Die Königin und der Leibarzt“ des Dänen Nikolaj Arcel könnte es in die Endrunde von fünf Anwärtern schaffen. Keine Chance hat mehr das deutsche Stasi-Drama „Barbara“ von Christian Petzold.

Seth McFarlanes morgendlicher Auftritt bei den Oscar-Nominierungen könnte einen Vorgeschmack geben, wie der Komiker und „Ted“-Regisseur Ende Februar auf der großen Gala-Bühne agieren wird. Im vorigen Jahr ging die Akademie auf Nummer sicher. Alt-Star Billy Crystal führte zum neunten Mal als Moderator durch die Show. Frischer Wind auch bei den Golden Globes: die Komikerinnen Tina Fey und Amy Poehler werden die Gala des Verbands der Auslandspresse erstmal moderieren. Das Frauen-Duo löst den bissigen Briten Ricky Gervais nach drei Auftritten ab.

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