Spartacus und van Gogh: Kirk Douglas wird 95

Los Angeles (dpa) - Inzwischen geht er am Stock, doch das kann den früheren „Spartacus“-Helden nicht bremsen. Kirk Douglas, der an diesem Freitag (9. Dezember) 95 Jahre alt wird, verteilte Ende November noch Truthahn-Essen an tausende Obdachlose in Los Angeles.

Seit vielen Jahren hilft die Hollywood-Legende bei der spendablen Aktion vor dem Thanksgiving-Feiertag in dem Armenviertel Skid Row mit Ehefrau Anne mit.

Wenige Tage zuvor wurde der ergraute Star mit dem markanten trotzigen Grübchenkinn als Wohltäter bei einer Benefiz-Gala für Kinder in New York gefeiert. Dazu brachte er Sohn Michael und Schwiegertochter Catherine Zeta-Jones mit. Im vorigen Februar erntete der Schauspieler als Preisverleiher auf der Oscar-Bühne reichlich Applaus. Gebeutelt vom Alter und einem Schlaganfall genoss er sichtlich seinen Auftritt und trieb Scherze mit seinem Gehstock.

Vor zwei Jahren trat er mit seiner Ein-Mann-Show „Before I Forget“ (Bevor ich es vergesse) auch noch auf die Theaterbühne. Mit dem 90-minütigen Stück wolle er Bilanz ziehen und zeigen, wie sich sein Leben nach einem schweren Schlaganfall Mitte der 90er Jahre verändert habe, hatte er vorab gesagt. Douglas musste sich nach der Erkrankung das Sprechen wieder mühsam beibringen.

In seinen Filmen hatte Douglas eine Vorliebe für Bösewichte, Draufgänger und schmutzige Helden. Drei Mal wurde er für den Oscar nominiert: für die Rolle des rücksichtslos-ehrgeizigen Boxers in „Champion“ (1949), für den machtbesessenen Filmproduzenten in „Stadt der Illusionen“ (1952) und für sein eindrucksvolles Künstlerporträt „Vincent van Gogh - Ein Leben in Leidenschaft“ (1956). Erhalten hat er 1996 „nur“ den Ehren-Oscar für sein Lebenswerk.

Seine Karriere muss sich Douglas, der Sohn jüdisch-russischer Einwanderer, anfangs hart erkämpfen. Als Issur Danielowitsch Demsky geboren, wächst er mit sechs älteren Schwestern im Armenviertel der Industriestadt Amsterdam im US-Bundesstaat New York auf. Mit Jobs als Hausmeister und Ringer auf Jahrmärkten finanziert er sein Studium, um möglichst schnell auf die Schauspielschule zu kommen.

Nach dem Krieg hatte er Glück. Seine frühere Klassenkameradin Lauren Bacall, die Douglas schon kleinere Rollen am Broadway verschafft hatte, empfiehlt ihn bei den Studiobossen in Hollywood. Als Alkoholiker-Ehemann von Barbara Stanwyck debütiert er 1946 in dem Film „Die seltsame Liebe der Martha Ivers“ so überzeugend, dass schnell weitere Hauptrollen folgen, etwa in „Glasmenagerie“ und „Reporter des Satans“.

Insgesamt spielte Douglas in mehr als 80 Filmen mit, oft unter großen Regisseuren wie Billy Wilder, Howard Hawks, Otto Preminger und Elia Kazan. Allein mit seinem Leinwandfreund Burt Lancaster stand er sieben Mal vor der Kamera - angefangen beim Gangsterdrama „14 Jahre Sing Sing“ (1947) bis hin zu der selbstironischen Gaunerkomödie „Archie & Harry - Sie können's nicht lassen“ (1986).

Wie viele seiner Helden hat auch Douglas sich nie dem Druck von oben gebeugt. Mit der Gründung einer Produktionsfirma wurde er schließlich sein eigener Herr. Er gab ihr den Namen seiner aus der Ukraine stammenden Mutter Bryna. Neben Kassenschlagern wie „Die Wikinger“ brachte Douglas auch ernste Themen ins Kino. In Stanley Kubricks „Wege zum Ruhm“ spielte er einen französischen Frontkommandeur, der sich gegen die Erschießung von Feiglingen auflehnte. In Frankreich war der Film lange tabu.

Bei der ebenfalls Kubrick anvertrauten Großproduktion „Spartacus“ verpflichtete Douglas drei Jahre später Dalton Trumbo als Drehbuchschreiber, obwohl dieser auf der „schwarzen Liste“ der geächteten kommunistischen Künstler stand.

In den 80er Jahren zog sich der Filmstar langsam aus dem Kinogeschäft zurück und nutzte seine Popularität für humanitäre und soziale Anliegen, etwa bei der UNO. Daneben betätigte er sich zunehmend als Autor. Seine Lebensgeschichte „Der Sohn des Lumpensammlers“ sorgte mit ihren freizügigen Liebes-Plaudereien 1988 für einigen Wirbel in Hollywood - auch gerade, weil der Autor damals schon lange mit seiner zweiten Frau Anne verheiratet war.

Mit seinem zweifach Oscar-gekrönten Sohn Michael („Wall Street“) stand Douglas zum ersten Mal 2003 gemeinsam vor der Kamera - in der autobiografisch angehauchten Komödie „Es bleibt in der Familie“. Ihr früher schwieriges Verhältnis hat sich längst gebessert. Nach dem Ende einer Krebstherapie im November vorigen Jahres bescheinigte Michael seinem Vater, dieser hätte nicht „rührender“ sein können. Er habe ihn während der Krankheit ständig besucht und unterstützt, erzählte Douglas Jr. dem Branchenblatt „Hollywood Reporter“.

Mit einer Videobotschaft hatte sich Kirk Douglas Anfang August beim Internationalen Filmfestival in Locarno überraschend zu Wort gemeldet. Anlass für den Gruß war die Retrospektive zu Ehren des Regisseurs Vincente Minnelli (1903-1986), mit dem der Star mehrfach zusammengearbeitet hatte, etwa in „Vincent van Gogh“. Augenzwinkernd bedauerte er, in diesem Jahr nicht in Locarno dabei sein zu können. Und lächelnd fügte er hinzu: „Aber vielleicht im nächsten Jahr!“.

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