Frank Schätzing und die Faszination der Ozeane

Interview: Bestsellerautor Frank Schätzing präsentiert am Samstag eine TV-Doku, die auf einem seiner Bücher basiert.

Herr Schätzing, Ihr Buch "Nachrichten aus einem unbekannten Universum" ist die Basis der neuen Fernsehdokumentation. Wie wurde das Medium Buch im Film umgesetzt?

Schätzing: Ein Roman ist eine Story, die stringent erzählt wird: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft. Beim Film tun Sie das normalerweise auch. Hier hingegen ist unsere Basis die Jetztzeit. Interessant ist zu sehen, wie unser Leben durch die Vergangenheit beeinflusst wird und welche Auswirkung unser Handeln für die Zukunft hat. Deshalb haben wir die verschiedenen Zeitebenen anders als im Buch miteinander verschränkt und die heutige Zeit als Ausgangspunkt für Ausflüge in die Vergangenheit und in die Zukunft genommen.

Schätzing: Der Natur ist es egal, wie viele Arten auf dem Planeten leben oder ob wir eine Methan- oder eine Sauerstoff-Atmosphäre haben. Die Frage ist vielmehr, in welcher Welt fühlen wir uns am wohlsten. Viele Entwicklungen können wir nicht beeinflussen, da die Erde ein dynamisches System ist. Trotzdem können wir sie für uns so lebenswert wie möglich gestalten.

Schätzing: Aber natürlich! Wenn man auf Fisch aus dem Meer verzichtet, löst man ja nicht grundsätzlich das Problem. Wir diskutieren da auf einem sehr komfortablen Niveau, wenn wir sagen, wir verzichten auf Fisch, es gibt genug andere leckere Sachen. Ein Großteil der Weltbevölkerung hat diese Alternative nicht. Die fischen, um überleben zu können. Deshalb geht es darum, die Bestände durch Schutzzonen wieder aufzupäppeln, damit die armen Küstenvölker eine Existenzgrundlage haben. Das geht aber nur, wenn alle sich einig sind.

Schätzing: Dessen bin ich mir bewusst. Der Mensch ist getrieben von Gier und kann sich die Zukunft schlecht vorstellen. Diese Gier und Kurzsichtigkeit müssen wir überwinden. Da können nur die reichen Industrienationen voran gehen.

Schätzing: Mit Humor und Unterhaltung Wissen zu vermitteln, ist unerlässlich und wird schon in vielen Fernsehformaten umgesetzt. Wir wollten doch schon in der Schule wissen, was der vermittelte Lehrstoff eigentlich mit unserem Alltag zu tun hat. Und schlechte Noten bekamen wir, weil uns genau das nicht verständlich und unterhaltsam vermittelt wurde. Da ging es nur um Theorie und nicht um das wahre Leben. Man muss Leute für Wissen begeistern. Das haben wir in unserer Dokumentation versucht.

Schätzing: Biologie war gar nicht so schlecht. Da lag ich meistens auf einer Drei. Physik war dagegen ein Desaster. Unser Physiklehrer war allerdings auch ein echtes Theoriemonster, unfähig und wohl auch unwillig, uns für seinen Stoff zu faszinieren.

Schätzing: Ja, aber auch dann hätte ich irgendwann angefangen, Thriller zu schreiben.

Schätzing: Sehr gut. Sie versorgen mich mit Wissen und Erkenntnis. Wiederum können Romanautoren der Wissenschaft Denkanstöße geben. Aufgeschlossene Wissenschaftler wie Stephen Hawking nutzen nicht-wissenschaftliche Ideen oft als interessante Ansätze für ihre Forschungen. Arthur C. Clarke oder Jules Verne haben in ihrer Science Fiction faszinierende neue Wege aufgezeigt. Bevor ich einen Experten aufsuche, mache ich mich über sein Fachgebiet so kundig wie möglich. Wir fantasieren dann auf der Basis seriöser Fakten. So befruchtet man sich gegenseitig.

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