Frauen in der Popmusik: Von Groupies und Superstars

Das Rock’n’Popmuseum in Gronau zeigt Frauen vor, neben und hinter der Bühne.

Gronau. Wer den Blick hinter den dunklen Vorhang zum Séparée wagt, sieht neben dem Bett mit Tigerbettwäsche einen Gipsabdruck von Jimy Hendrix’ bestem Stück. Das Markenzeichen des bekannten Groupies Cynthia Plaster Caster. Im Hintergrund läuft ein Video, in dem ein deutsches Groupie von ihren Beweggründen erzählt: „Anders hat man im Musikbusiness nicht dabei sein können.“ Das ist in Zeiten von Madonna, Beyoncé und Co. ganz anders.

Pünktlich zum Weltfrauentag zeigt die Sonderausstellung „ShePop. Frauen. Macht. Musik.“ im Rock’n’Pop-Museum in Gronau den Einfluss von Frauen in der Rock- und Popmusik — vor, auf und hinter der Bühne als Fans, Musiker oder Songwriter. Zu sehen sind Fotos von Punkbands und intime Einblicke in das Tourleben der Sängerin Peaches. Weniger emanzipiert kommen Barbiepuppen von Marilyn Monroe und Anastacia daher. In Vitrinen sind Original-Bühnenoutfits von Christina Aguilera, Doro Pesch sowie ein Hochzeitskleid von Madonna zu bestaunen — aber vor allem Audiovisuelles: Tonaufnahmen und Videos zeigen Frauen in der Musik. Die Ausstellung soll dem Erleben von Popmusik mit all ihren Bereichen entsprechen.

Ist eine Ausstellung über Frauen in der Musik angesichts etlicher Stars denn überhaupt noch nötig? Ja, sagt Kuratorin Sonja Eismann. „Männer sind Musiker, Frauen werden immer vordergründig als geschlechtliches Wesen wahrgenommen.“ Bei Sängerinnen wie Katy Perry habe das Aussehen eine große Bedeutung. „Da geht es um Image“, sagt Eismann. Im Chartsbereich müssten Frauen teilweise perfekt sein, das sei im Independentbereich anders. „Heute gibt es auch Frauen wie die Gossip-Sängerin Beth Ditto, eine gewisse Öffnung ist also da.“

Ziel der Ausstellung sei es, Vorbilder zu schaffen, Pioniere zu zeigen, auch abseits von den bekannten Popsternchen. „Der Gitarrenheld, das ist ein Mythos. Für junge Frauen gibt es nicht so viele Vorbilder. Ich vergleiche das immer mit der Bekanntheit von Frauenfußball“, sagt Professor Susanne Binas-Preisendörfer, Musikwissenschaftlerin an der Uni Oldenburg. Auch heute gebe es einen großen Unterschied bei der Wahl von Musikinstrumenten bei den Geschlechtern.

Vorbilder für Frauen finden Besucher auf einer großen Bühne. Beim Zupfen oder Drücken an nachgebauten Instrumente ploppen auf einer Leinwand Videos mit bekannten Musikerinnen auf: etwa berühmte Bassistinnen wie Suzie Quattro oder Tina Weymouth von The Talking Heads.

Auch Vorkämpfer für die Frauen von heute sind zu sehen, etwa The Rag Doll’s aus Duisburg. Sie wurden nicht als Musikerinnen, sondern als reine Sex-Objekte vermarktet. „Viermal Sex und Beat“ ist auf einem Plakat für einen Club-Auftritt zu lesen. Heute spielen Frauen wie Madonna oder Lady Bitch Ray mit dem Sex-Image.

Die Ausstellung wagt aber auch einen Blick in die Zukunft. Eismann schätzt: „Eine starre Zuordnung von Geschlechtern wird immer weniger wichtig. Das zeigen Frauen wie Lady Gaga.“

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