Heiner Lauterbach: "Meine Partyzeiten sind vorbei"

„Meine Partyzeiten sind vorbei“ — Heiner Lauterbach über seine Rolle in einer Doppelgänger-Komödie, warum er keine Lust auf Rosamunde-Pilcher-Filme hat und wieso er kein Marathonläufer ist.

Berlin. Er ist aus der deutschen Film- und Fernsehlandschaft kaum wegzudenken: 1985 hatte Heiner Lauterbach in Doris Dörries Kultkomödie „Männer“ seinen Durchbruch als Schauspieler, seitdem wirkte er in Kinofilmen wie „Rossini“ oder „Zweiohrküken“ ebenso mit wie in Fernsehspektakeln der Sorte „Dresden“ und „Hindenburg“. In der TV-Komödie „Doppelgängerin“ (16.3., 20.15 Uhr, ARD) spielt Lauterbach nun einen Unternehmer, der einer Doppelgängerin seiner Frau begegnet (beide Rollen: Jutta Speidel) und sich in die wesentlich charmantere Ausgabe seiner Gattin verliebt.

Lauterbach sorgte vor einigen Jahren mit seiner Autobiografie für Furore, in der er auf sein ausschweifendes Partyleben zurückblickte. Inzwischen hat der 58-Jährige sein Leben komplett umgekrempelt: Der Schauspieler treibt gerne Sport, ernährt sich gesund und steht am liebsten in aller Frühe auf. Lauterbach lebt mit seiner zweiten Ehefrau Viktoria, mit der er zwei Kinder hat, in einem Dorf am Starnberger See.

Herr Lauterbach, „Doppelgängerin“ heißt Ihre neue ARD-Komödie. Würden Sie sich manchmal einen Doppelgänger wünschen, den Sie zu lästigen Terminen schicken könnten?

Heiner Lauterbach: Mitunter hätte ich da schon Verwendung (lacht). Aber vor allem in der Schule früher wäre ein Doppelgänger äußerst angenehm gewesen — der wäre im Dauereinsatz gestanden, den hätte ich zu Klassenarbeiten und überhaupt zu allem geschickt.

Was hat Sie denn an dem Film gereizt?

Lauterbach: Da kamen verschiedene Faktoren zusammen. Ich wollte schon immer mal mit Regisseur Niki Müllerschön zusammenarbeiten, wir kennen uns schon seit den 80er Jahren und haben gesagt, dass das jetzt doch mal eine schöne Gelegenheit wäre. Und für mich ist auch die Auswahl der anderen Schauspieler immer wichtig, und Jutta Speidel ist natürlich eine gute Schauspielerin.

Was ist denn schlimm daran, wenn man mit einem schlechten Partner vor der Kamera steht?

Lauterbach: Das ist wie beim Tennis: Man spielt immer nur so gut, wie der Partner retourniert. Oder beim Joggen — da wären in diesem Beispiel das Schuhwerk, die Straßenbeschaffenheit, das Wetter und die Verpflegung der Partner. Das hat schon einen sehr großen Einfluss, ganz egal wie es um die Kondition steht.

Und welchen Unterschied macht es, wenn der andere eine Doppelrolle spielt?

Lauterbach: Das macht es interessanter. Wir Schauspieler reden ja so gerne von der Fallhöhe bei einer Rolle, und die liegt bei meiner Figur darin, dass sie sich in dem Film total ändert. Jutta Speidel dagegen spielt zwei Personen, und für mich war es schon interessant, auf diese äußerlich gleichen, aber doch verschiedenen Menschen zu reagieren.

Haben die Dreharbeiten mit Ihrem alten Bekannten Nikolai Müllerschön denn so viel Spaß gemacht wie erhofft? Gab’s nach Drehschluss Weißwurstpartys?

Lauterbach: Nein, meine Partyzeiten sind vorbei und seine, glaube ich, auch. Aber während der Dreharbeiten haben wir festgestellt, dass wir beide gerne mal ein Gangsterdrama im Sinne von Jean-Pierre Melville oder Martin Scorsese machen würden — so etwas gibt es in Deutschland ja eigentlich gar nicht. Dann haben wir uns gefragt: Warum machen wir das nicht einfach? Wir haben also eine Produktionsfirma gegründet, ein Buch geschrieben und eine tolle Besetzung zusammengekriegt, unter anderem spielt Axel Prahl mit. „Gier“ heißt der Film, er ist fürs Kino produziert und wird jetzt gerade geschnitten.

Sie haben ja schon mit dem Kammerspiel „Reality XL“ über mysteriöse Vorgänge an einem Teilchenbeschleuniger gezeigt, dass Sie Lust auf filmisches Neuland haben. Allerdings war der Mysterythriller an der Kinokasse nicht erfolgreich.

Lauterbach: Der Film ist gut angekommen bei den Leuten, die drin waren, aber er war natürlich alles andere als Popcorn-Kino. Wir waren schon froh, dass wir die erste Woche überstanden haben und er überall in die zweite Woche ging. Es war uns bewusst, dass er im Kino nicht die breite Masse finden, sondern nur ein paar tausend Zuschauer haben würde, er war also von vornherein eher für den DVD-Markt produziert.

Als Zuschauer muss man ja froh sein, wenn es nicht nur Mainstreamproduktionen gibt, sondern ab und zu auch solche Experimente. Geht es Ihnen als Schauspieler auch so?

Lauterbach: Ich habe ja mal etwas vollmundig gesagt, dass ich nur noch Filme machen möchte, die ich mir selber anschauen würde. Das beinhaltet dann natürlich auch, dass ich als Schauspieler neue Wege gehen muss. Von dem, was sonst so produziert und mir angeboten wird, könnte ich nämlich nur schwer leben, wenn ich dieses Prinzip wirklich in die Tat umsetzen würde.

Wie passt denn ein Film der für seichte Stoffe bekannten Produktionsfirma Degeto, die auch hinter „Doppelgängerin“ steht, zu diesem hehren Vorsatz?

Lauterbach: Sicher, die Degeto macht triviale Sachen, aber sie hat auch schon viele anspruchsvolle Filme produziert, das darf man nicht alles über einen Kamm scheren. Wenn einem aber zum Beispiel ein Rosamunde-Pilcher-Film angeboten wird, dann ist das was anderes — da weiß man natürlich, was auf einen zukommt, da sind keine Überraschungen zu erwarten.

Also in einem Pilcher-Film sehen Sie sich in Ihrer näheren beruflichen Zukunft nicht unbedingt?

Lauterbach: Im Moment zumindest nicht (lacht).

Sie haben ja vor einigen Jahren den Sport für sich entdeckt. Sind Sie denn immer noch fleißig dabei?

Lauterbach: In der letzten Zeit habe ich aus verschiedenen Gründen fast gar keinen Sport gemacht, ich hatte schwere Dreharbeiten und eine Entzündung im Kiefer. Aber jetzt fange ich wieder an. Wenn ich kann, mache ich fünf Mal in der Woche Sport — Stretching, Krafttraining mit Liegestützen, Kniebeugen und solchen Sachen, dazu kommt Ausdauertraining. Ich fahre mit dem Fahrrad oder ich gehe am See laufen. Das sind dann so zehn, zwölf Kilometer, aber dann bin ich auch froh, wenn ich wieder zu Hause bin. Also ein Marathon wäre nichts für mich, mein Ehrgeiz geht nicht so weit.

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