Interview mit Fotograf Andreas Mühe: Ihn interessiert die Macht

Andreas Mühe stammt aus der bekannten Schauspielerfamilie, wurde aber lieber Fotograf und stellt im NRW Forum aus.

Düsseldorf. Andreas Mühe ist ein klein wenig aus der Art geschlagen: Die Mühes sind eigentlich Theater- und Filmleute — sein verstorbener Vater Ulrich (1953-2007, „Das Leben der anderen“), sein Bruder Konrad (29, lobende Erwähnung bei der Berlinale 2011 für seinen Kurzfilm „Fragen an meinen Vater“) und seine Halbschwester, die Schauspielerin Anna Maria. Andreas Mühe jedoch widmet sich der Fotokunst, bis vor kurzem mit dem Schwerpunkt Porträt. Der 32-Jährige lebt in Berlin, ist mit einer Kostümbildnerin verheiratet und hat zwei Kinder.

Herr Mühe, Sie stammen aus einer berühmten Theaterfamilie. Wollen Sie das Theater auf die Fotobühne bringen?

Mühe: So kann man das sehen. Der Arbeitsrhythmus ist wie beim Filmset. Man hat die Kostümbildnerin und das Licht. Wenn dann noch das Wetter perfekt ist, macht man das Bild.

Sie wollten nie zum Theater?

Mühe: Nein. Damit bin ich ja aufgewachsen. Meine Fotos sind wie kleine Bühnenbilder. Aber mein Platz ist hinter der Kamera und nicht davor.

Haben Sie Fotografie studiert?

Mühe: Nein. Meine Eltern sagten: Wenn du schon nicht studierst und kein Abitur machst, dann musst du wenigstens eine gute Ausbildung machen. Und so habe ich 1997 bis 1999 eine Lehre zum Fotolaboranten gemacht und danach beim Porträtfotografen Ali Kepenek in Berlin und beim Werbefotografen Anatol Kotte in Hamburg gearbeitet. Seit 2001 arbeite ich selbstständig.

Lieben Sie Fotos von historisch relevanten Orten?

Mühe: Im Düsseldorfer NRW-Forum zeige ich das frühere Führer-Sperrgebiet rund um den Obersalzberg, weil mich Macht interessiert. Deshalb habe ich in den letzten Jahren viele Politiker für Magazine porträtiert: Merkel, Helmut Schmidt, George Bush sen., Michail Gorbatschow, Helmut Kohl — bis es mir das zu langweilig wurde.

Der SS-Soldat auf Ihren Panoramabildern ist ein kleines Kerlchen in der großen Schneelandschaft. Haben Sie ihn hineingeklebt?

Mühe: Ich mache alles vor Ort, die Landschaft mit der Person. Es wäre eine Leichtigkeit gewesen, eine kleine Figur aus dem Computer einzusetzen. Aber das interessiert mich nicht. Ich brauche die Mühe und den Kampf. Wenn ich so viel Zeit mit einer Sache verbringe, habe ich anschließend wieder Ruhe zum Nachdenken.

Normalerweise ist Schnee viel heller als auf ihren Bildern. Haben Sie nachgedunkelt?

Mühe: Ich nahm das Rot aus dem Hintergrund, denn der einzige Rot-Ton soll diese rote SS-Binde sein. Dadurch haben meine Bilder diese Kälte.

Die Ausstellung „State of the Art Photography“, in der auch die Fotografien von Andreas Mühe zu sehen sind, läuft bis 6. Mai im Düsseldorfer NRW Forum, Ehrenhof 2, Tel. 0211/89 266 90.

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