Irland erwacht im Tanz

„Irish Soul“ heißt das aktuelle Stück im Aalto.

Essen. Sonnenstrahlen durchdringen dichte Dunstwolken. Aus dem grün illuminierten Boden steigen Paare und tanzen in den Morgen: Die Smaragdinsel Irland erwacht. Essens Ballettchef Ben Van Cauwenbergh widmet den ersten Teil seines neuen Abends „Irish Soul“ der Natur des Landes.

Mit Nebelschwaden, Lichtdesign und Projektionen beschwört der Belgier Sturm, Meereswellen und den für die Insel so wichtigen Regen herauf. Ja, es strömt vom Bühnenhimmel, und die Tänzer rutschen durch die Pfützen wie ausgelassene Kinder. Primaballerina Adeline Pastor tanzt bravourös ihre Soli und wirbelt auch sonst elegant und — als Tribut an den schalkhaften irischen Kobold Leprachaun — ziemlich zickig durch die Szenen.

Zum irischen Pub verwandelt sich der Orchestergraben: An Biertischen mit brennenden Kerzen sitzen die Tänzer, ein Glas Bier in der Hand, und warten auf ihren Auftritt. Wer an der Reihe ist, steigt über eine Treppe auf die Bühne.

Van Cauwenbergh erweiterte das klassische Vokabular um Elemente aus alten irischen Volkstänzen zu einer hochdynamischen, teilweise artistischen Choreographie. Charakteristisch ist die flinke Fuß- und Beinarbeit. Mit ihren traditionellen, irischen Instrumenten wie Fiddle, Handtrommel, Knopfakkordeon oder Mandoline sorgt die Band „Midnight Court“, ebenfalls im Pub, für folkloristische Farben.

Wer an Riverdance oder an ein Dansical denkt, liegt falsch, denn das Aalto Ballett tanzt auf überragendem Niveau. „Irish Soul“ dürfte die kritischen Stimmen ein wenig besänftigt haben, die die neue künstlerische Linie des Hauses ablehnen, das sich keine teuren Musicals mehr leistet und dafür sein klassisches Ballett einsetzt.

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