Junger Pianist liebt die Extreme

Daniil Trifonov begeistert mit Liszt.

Mülheim/Ruhr. Stehende Ovationen in der gut besuchten Mülheimer Stadthalle für den 22-jährigen russischen Pianisten Daniil Trifonov. Der junge Musiker leistet beim Klavierfestival Ruhr Begeisterndes an den Tasten. Er spielt unter anderem Franz Liszts (1811-1886) große h-Moll-Sonate mit solcher Hingabe, dass es an Aufopferung grenzt.

Trifonov liebt die Extreme, das Gewaltige wie das Zarte. Er besitzt enorme Virtuosität, setzt sie aber nicht beifallheischend ein, sondern als Instrument zur Realisierung ausdrucksvollster Klangwirkungen. Liszt komponierte mit seiner Sonate einen Drahtseilakt zwischen Himmelfahrt und Höllensturz. Und genau diese Gegensätze zwischen Erlösung und Verdammung stellt Trifonov mit tiefster Leidenschaft heraus. Er gibt sich dabei physisch und psychisch in einer Absolutheit hin als wolle er dabei verglühen. Nach dem letzten Ton des Werks herrscht zunächst betroffene Stille im Saal. Der folgende Beifall fällt umso geräuschvoller aus.

Trifonov erweist sich als ungewöhnliche Erscheinung im heutigen Musikleben. Er erinnert mit seinem Spiel daran, dass Musik mehr sein kann als Festival-Repertoire, nämlich Resonanz größter Freude und tiefsten Leides in der Seele des Menschen.

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