Kenneth Brannagh alias Kurt Wallander: „Ich bin Positivdenker“

Der Brite Kenneth Branagh über seine Schwedenkrimis als Kommissar Kurt Wallander.

London. Wenn Kenneth Branagh den Ermittler Kurt Wallander spielt, soll die Figur „extrem feinfühlig“ sein. Vor den Dreharbeiten — die ARD zeigt nun die Schwedenkrimis sieben bis neun mit dem Briten — war der Schauspieler „viel in Schweden, habe mich mit dortigen Polizisten unterhalten, die Orte besucht, die Atmosphäre eingeatmet“.

Hallo Herr Branagh, oder muss man jetzt Sir Ken sagen, nachdem die Queen Sie im Juni zum Ritter geschlagen hat?

Kenneth Branagh: Nein, nein, weder noch. Ken wäre mir am liebsten. Sir sagt kein Mensch zu mir.

Ist das eigentlich mit ritterlichen Pflichten verbunden?

Branagh: Vermutlich schon, ich weiß darüber nur noch nicht allzu viel. Es gibt da wohl ein paar Wohltätigkeitsaufgaben, besonders bei mir zu Hause in Nordirland, aber die muss ich erst lernen. Ich gehe also erst mal lieber von ritterlichen Rechten aus. Ich glaube, es gibt Menschen, die lassen sich von einem Ritter leichter überzeugen. Und vielleicht erhöht es ja meinen Marktwert (lacht). Aber im Grunde will ich so bleiben wie vorher, der alte Ken. Der Shakespeareliebhaber, zurzeit Kurt Wallander.

Wie viel von dem einen steckt im anderen?

Branagh: Ich denke, Henning Mankell liebt es wie einst Shakespeare in einem populären Genre mit populärer Sprache über populäre Charaktere zu schreiben und dabei einen großen Bogen von Tragödie über Comedy zu Thriller und zurück zu spannen. Außerdem sind beide dabei stets auf der Suche nach anspruchsvoller emotionaler Tiefe. Mankell zeigt allerdings einen einfühlsameren Umgang mit seinen weiblichen Charakteren. Bei Shakespeare haben Frauen generell eine untergeordnete Rolle gespielt.

Haben Sie selbst etwas vom latent depressiven Ermittler Wallander?

Branagh Nein, nicht viel. Henning Mankell hat einen sehr ernsthaften, politisch motivierten Stil geprägt, der Wallander an der Welt da draußen leiden lässt. Ihm geht wirklich alles persönlich nah, sodass er das Leid anderer nicht gut von sich fernhalten kann.

Ist das eine Stärke oder eine Schwäche?

Branagh: Literarisch gesehen eine Stärke. Denn anders als die meisten Kommissare der Krimigeschichte hat Wallander nicht dieses sexualisierte Machogehabe, dieses offenherzige Selbstbewusstsein mit offenem Mantel und großen Marotten. Da gefällt mir sein Prinzip der offenen Wunde besser. In mir ruht auch eine tiefe Ernsthaftigkeit übers Elend da draußen, ich bin aber doch eher der optimistische Typ, ein Positivdenker.

Verfolgen Sie eigentlich die anderen Wallander-Interpreten Rolf Lassgård und Krister Henriksson?

Branagh: Nein, ich habe Krister mal getroffen, sehr netter Kerl. Aber weder die Filme des einen noch des anderen habe ich je gesehen. Wenn ich meinen letzten Wallander abgedreht habe, werde ich mir jeden einzelnen mit den beiden Jungs ansehen. Aber bis dahin will ich mich nicht von Rollenmodellen des Originalschauplatzes unter Druck setzen lassen.

Werden Sie Ihre Mankell-Verfilmungen 2013 fortsetzen?

Branagh: Hoffentlich. Wenn es nach mir ginge, würden wir noch drei weitere Episoden drehen, inklusive der letzten.

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