Kino mit de Niro: Da hilft nur noch Tanzen

Robert de Niro spielt einen rauen Vater in „Silver Linings“.

Köln. Laufen, jeden Tag, kilometerweit — was auch sonst? Die Frau ist weg, der Job auch, überhaupt das ganze Leben, wie Pat Solitano (Bradley Cooper) es mal kannte. Da bleibt nur die Flucht, jeden Morgen beim Joggen.

Glücklich war er, sein Job als Lehrer füllte ihn aus, genauso wie seine Liebe zu Nikki (Brea Bee). Dann kam das Unglück über ihn wie ein schlechtes Klischee. Wegen einer überraschenden Freistunde erwischt er seine Frau mit seinem Kollegen unter der Dusche. Er sieht rot, schlägt zu. Der einst beliebte Mittdreißiger ist plötzlich ein unberechenbarer Gewalttäter, bei dessen Anblick die Nachbarn lieber die Straßenseite wechseln. Zu seiner Ex muss er per Gerichtsbeschluss einen Sicherheitsabstand einhalten.

Die Handlung von David O. Russells warmherziger Außenseiterkomödie „Silver Linings“ setzt ein, als Pats Mutter (Jacki Weaver) ihren Jungen nach einem mehrmonatigen Aufenthalt in einer Nervenheilanstalt nach Hause holt. Sein Vater (Robert De Niro) ist ein rauer Knochen, dem sein Sohn nicht ganz geheuer ist. Den Vorfall schweigt er lieber tot, als Pat die Gelegenheit zu geben, seinen Kummer loszuwerden. Zwei vom Alltag Versehrte, das sind diese Tiffany und dieser Pat. Zwei, denen ihre Umwelt nicht zugestehen will, dass sie aus der Bahn geraten sind. Und genau das, diese Ignoranz der Menschen, die es eigentlich besser wissen müssten, ist die größte Last, unter der Tiffany und Pat zu leiden haben. Bradley Cooper, bislang eher auf den Schönling abonniert, so wie in den beiden „Hangover“-Klamotten oder dem „A-Team“, spielt diesen Pat oscarwürdig.

Auch Jennifer Lawrence darf auf einen Preisregen hoffen. Ihre Tiffany ist widerborstiger, wehrhafter. Gemeinsam mit Pat tanzt sie sich zurück ins Leben.

Es klingt nach hartem Drama, aber es ist tatsächlich eine herzzerreißende Komödie, die David O. Russell aus dem bittersüßen Roman „Silver Linings Playbook“ von Matthew Quick gemacht hat. Die Fallhöhe für diese in der Vorstadt gestrandeten Mittelständler scheint niedrig, doch sie ist genauso hoch wie bei jedem anderen, der sein Glück noch sucht. Natürlich spielt die Liebe eine Rolle, und ja, wie so oft, überwindet sie Grenzen. So unkitschig und rührend ist eine Leinwandromanze selten gelungen.

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