Kirchenmusiker in Großgemeinde: Der Organist ist auch Organisator

Heinz-Peter Kortmann ist Kirchenmusiker in einer Großgemeinde. Dabei ist Koordination wichtiger als jemals zuvor.

Kirchenmusiker in Großgemeinde: Der Organist ist auch Organisator
Foto: Andreas Bischof

Krefeld/Düsseldorf. Anstelle eines Orgelnachspiels beschließt ein A-capella-Stück die Messe, da der Organist sich beeilen muss, um in der nächsten Kirchengemeinde zu spielen. Diese Fälle sind keine Seltenheit in katholischen Gemeinden. Auch Heinz-Peter Kortmann hat das erlebt. Der 45-Jährige ist A-Kirchenmusiker und seit zweieinhalb Jahren in der Pfarrei St. Christophorus in Krefeld tätig. „Seit ich hier arbeite, ist es dazu noch nicht gekommen. Aber in St. Joseph habe ich vor einigen Jahren die 10 Uhr-Messe früher verlassen, um rechtzeitig die 11 Uhr-Messe in St. Stephan begleiten zu können“, sagt Kortmann. „Ich war so knapp vor Ort, dass ich mich direkt hingesetzt und losgespielt habe.“

Der Organist, der in St. Gertrudis, Herz-Jesu, St. Joseph Traar, St. Hubertus und Christus König spielt, ist seit rund 20 Jahren Kirchenmusiker und weiß, wie sich das Berufsbild gewandelt hat: „Als ich 1993 mein Examen gemacht habe, war mit dem Beruf viel weniger Verwaltungsaufwand verbunden. Heute ist man Koordinationsmusiker.“ Neben den zahlreichen Messen gibt es an fast jedem Wochenende in St. Christophorus Taufen. Beerdigungen und rund 30 Hochzeiten pro Jahr gehören ebenso zum Aufgabenbereich des Kirchenmusikers.

„Eine gute Organisation in der Großgemeinde ist wichtig“, erklärt Kortmann. Dazu koordiniert er die musikalischen Termine mit zwei bis drei Kollegen, die ihn entlasten. „Schließlich kann ich an den Wochenenden nicht in allen Gemeinden gleichzeitig spielen.“ Als einziger A-Kirchenmusiker in einer Großgemeinde betreut Kortmann überdies drei Chöre mit insgesamt mehr als 200 Sängern.

„Nach der Gemeindefusion im Jahr 2010 musste sich das alles erst finden, aber inzwischen klappt die Aufgabenverteilung sehr gut“, erklärt der Organist. „Hier waren früher zwei A-Kirchenmusiker beschäftigt. Dennoch kann ich alle Aufgaben, die mit der Musik in der Gemeinde zu tun haben, erledigen. Die Fusion hat, wenn man das Gesamtbild betrachtet, sicherlich Vor- und Nachteile, aber für mich persönlich ist das immer noch mein Traumberuf, der mir Freiraum für Kreativität lässt“, sagt Kortmann mit Blick auf die Gemeindefusionen in der katholischen Kirche. Diese seien Teil einer Entwicklung, die unter anderem auf den Mangel an Priestern zurückzuführen ist.

Von einem Personalmangel wird in der evangelischen Kirche noch nicht gesprochen. „Jede Gemeinde hat ihren eigenen Organisten. Dass Kirchenmusiker einen Gottesdienst früher verlassen, um in einer anderen Kirche spielen zu können, hat es bei uns noch nicht gegeben“, sagt Ulrich Erker-Sonnabend, Leiter der Evangelischen Pressestelle in Düsseldorf.

„Die geplanten Fusionen in der evangelischen Kirche sollen die kirchliche Versorgung über das Jahr 2030 hinaus sicherstellen. Dann lässt der Theologen-Nachwuchs nach. Bis dahin kann bei uns jedoch nicht von Personalmangel die Rede sein. Die Entwicklung geht aber zu weniger Gemeindegliedern und weniger Einnahmen. Darauf müssen wir uns vorbereiten“, sagt Erker-Sonnabend weiter.

Heinz-Peter Kortmann wird über die Ostertage immer im Einsatz sein. Doch an keinem der Tage müsse er eilig mit seinen Noten von einer Kirche zur nächsten fahren.

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