Kulturmagazin „aspekte“ - Katty Salié - Kulturbeauftragte? Bloß nicht!

Katty Salié moderiert erstmals das Kulturmagazin „aspekte“ im ZDF: „Rechnen Sie mit einer jüngeren Ansprache.“

Frau Salié, ein Kulturmagazin, das klingt nach hohem Anspruch, aber im Internet-Zeitalter auch nach ganz alter Schule. Was reizt eine junge Moderatorin an dem Job?

Salié: Kultur fand ich schon immer wunderbar. Der Alltag ist ein zum Teil langweiliger Fluss, und ich finde, dass Kulturerlebnisse sozusagen die Wellen werfen. Deswegen freue ich mich, dass ich versuchen darf, solche Themen dem Publikum schmackhaft zu machen.

„aspekte“ ist älter als Sie selbst und will ein „Flaggschiff in der Kulturlandschaft“ sein, wie Redaktionsleiter Christhard Läpple sagt. Das klingt nach einer schweren Hypothek.

Salié: Ja, aber vom Typ her nehme ich so etwas ein bisschen leichter. Ich sehe das nicht als riesige Aufgabe und möchte auch alles andere als auf einem schwerfälligen Schiff unterwegs sein.

Standen Sie beim „Literarischen Quartett“ eigentlich mehr auf der Seite von Marcel Reich-Ranicki oder von Sigrid Löffler?

Salié: Um ehrlich zu sein, auf der Seite von Marcel. Ich fand das „Literarische Quartett“ immer sehr amüsant. Da ist mir „aspekte“ während des Studiums das erste Mal aufgefallen.

Das ewige Ziel des ZDF ist es, jüngeres Publikum zu finden. Das gilt auch für „aspekte“, oder?

Salié: Ja, sicher. Ich bin nicht der Rattenfänger von Hameln, dem die jungen Leute folgen, nur weil er die Flöte spielt. Doch ich habe eine andere Sicht auf die Dinge und denke, dass ich durch die Art, wie ich rede, meine Generation abholen kann. Es wird keine komplette Kehrtwende sein, aber rechnen Sie mit einer jüngeren Ansprache und neuen Herangehensweisen.

Was heißt das?

Salié: Gerade Beiträge in Kulturmagazinen, nicht nur bei „aspekte“, sind oft zugetextet und verklausuliert, so dass die Bilder selbst zu wenig wirken können. Ich hoffe, dass man das Publikum mehr selbst denken lässt. Zum Glück verzichten bereits viele Kulturmagazine auf den erhobenen Zeigefinger. Ich möchte jedenfalls keine Kulturbeauftragte sein. Ich möchte, dass der Funke überspringt und dem Publikum einfach vorschlagen: Schauen Sie sich an, was Kultur in Deutschland zu bieten hat. Das ist schön und toll und aufregend.

Es geht auch immer um eine Mischung aus Hoch- und Popkultur. Wie sind Ihre Erfahrungen nach sechs Jahren Moderation beim WDR-Kulturmagazin „west.art“?

Salié: Dass man beides gut kombinieren kann.

Passen Opern und Lady Gaga in eine Sendung?

Salié: Ich würde von Lady Gaga kein Musikvideo abspielen, aber wenn man sich dem Phänomen auf interessante Weise nähert, dann geht das auf jeden Fall.

Fanden Sie es gut, dass eine „aspekte“-Reporterin vor einigen Monaten gemeinsam mit Thilo Sarrazin durch Berlin-Kreuzberg gelaufen ist?

Salié: Ja, das war nicht so schlecht. Wenn ein Beitrag zu Diskussionen anregt, ist das immer gut.

Sie kommen aus Salzgitter und haben in Paderborn studiert. Da hat man am Ende sicher Sehnsucht nach der großen, weiten Welt?

Salié: Oh ja. Aber ich muss auch sagen, dass ich eine tolle Studentenzeit erlebt habe, weil Paderborn eine süße Campus-Uni ist. Das hatte etwas Schönes, Heimeliges. Ich fühle mich jetzt in einer Großstadt sehr wohl, aber das war genau die richtige Abfolge.

Wie kommt man in Salzgitter an den schönen französischen Namen Katty Salié?

Salié: Meine Familie ist hugenottischer Abstammung und im 17. Jahrhundert aus Frankreich geflohen. Und mein Vorname ist eine Abkürzung von Katrin. Das ist seit frühester Kindheit so hängen geblieben.

Als Anke Engelke zuletzt Gastmoderatorin bei „aspekte“ war, stand im Hintergrund ein junger Mann, der Schilder hochhielt mit Aufschriften wie: „Mir ist langweilig“ oder „Ich schaue lieber Fußball“. Was sollte draufstehen, wenn Sie moderieren?

Salié: Oh Gott.

Spontane Antwort?

Salié: Unbedingt dranbleiben.

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