125. Todestag: Auf den Spuren von Vincent van Gogh

Amsterdam (dpa) - Ernst, eindringlich und fast unnahbar - so sah sich Vincent van Gogh (1853-1890). In seinen vielen Selbstporträts malte er den roten Bart und das blasse Gesicht mit fast wütenden Pinselstrichen auf die Leinwand.

125. Todestag: Auf den Spuren von Vincent van Gogh
Foto: dpa

Vor 125 Jahren starb der niederländische Maler am 29. Juli 1890 im Alter von nur 37 Jahren. „Damals kannte ihn kein Mensch“, sagt der Direktor des van Gogh-Museums in Amsterdam, Axel Rüger, der Deutschen Presse-Agentur. „Heute ist er ein Superstar.“

Seine Bilder erzielen auf Auktionen Rekordpreise, Millionen Menschen sind fasziniert vom Maler und seiner Kunst. Das Jahr 2015 verspricht einen weiteren Boom. Anlässlich seines 125. Todestages wird der Maler gleich in drei Ländern geehrt: den Niederlanden, Belgien und Frankreich.

Unter dem Motto „125 Jahre Inspiration“ wollen über 30 Kultureinrichtungen das Van-Gogh-Jahr zu einer Erfahrung für alle Sinne machen: Ausstellungen, Festivals, Wanderungen und Radtouren, Konzerte und Theateraufführungen. Sogar Gärten und Menüs stehen im Zeichen von Vincent.

Van Gogh malte nur zehn Jahre lang. Das trägt zur Faszination für ihn bei, sagt Rüger. Er stellt ihn in eine Reihe mit anderen prominenten früh gestorbenen Personen wie John F. Kennedy, James Dean oder auch Amy Winehouse. „Uns fasziniert die Tragik des uneingelösten Versprechens.“

Viele Mythen umgeben van Gogh, sagt der deutsche Direktor. Das Amsterdamer Museum mit der weltweit größten Sammlung geht ihnen nun auf den Grund. Zum Van-Gogh-Jahr hat es seine Dauerausstellung radikal umgebaut. „Wir hatten die Person des Malers ein wenig aus dem Auge verloren“, räumt Rüger ein. „Dabei sind bei ihm Werk und Person unauflöslich miteinander verbunden.“

Gleich im Eingangsbereich begegnen die Besucher nun dem Meister in seinen Selbstporträts, daneben seine alte Palette. Die Gemälde sind nach den Themen Angst, Liebe, Leiden und Hoffnung angeordnet und werden durch Zeichnungen und Briefe ergänzt.

In diesem Jahr stellt das Museum den großen Einfluss van Goghs auf andere Künstler in den Mittelpunkt. Es beauftragte für eine Ausstellung ab Mai moderne Künstler, dem Meister auf eines seiner Briefzitate zu antworten: „Wenn ich gebe, gebe ich mich selbst“.

Höhepunkt des Festjahres soll eine große Gegenüberstellung mit dem norwegischen Maler Edvard Munch werden. „Ein Schlussknaller“, verspricht Direktor Rüger, „wir feiern die beiden Väter der modernen Kunst.“

Gut 30 Kilometer von Amsterdam entfernt, im idyllischen Naturpark Hohe Veluwe, wird van Gogh inmitten seiner Zeitgenossen gezeigt. Das Kröller-Müller-Museum stellt 50 Werke des Niederländers aus seiner großen Sammlung neben die von Paul Cézanne, Auguste Renoir oder Paul Signac.

Die Spurensuche nach dem eigensinnigen, leidenschaftlichen Mann aber beginnt im Südosten der Niederlande, in Brabant. Dort in der überwiegend katholischen Umgebung wurde van Gogh 1853 als Sohn eines Pfarrers geboren und wohnte den größten Teil seines Lebens.

Das Land der „Kartoffelesser“ ist in diesem Jahr ein einziges Freiluftmuseum: Wander- und Radwege führen durch die Dörfer, Weidenalleen und Felder, die er vielfach gezeichnet hat. In Etten-Leur ist die alte Kirche seines Vaters mit neuen Glasfenstern mit van Gogh-Motiven restauriert worden.

Geradezu magisch ist die Radtour auf dem Fahrradweg, den der niederländische Designer Daan Roosegaarde gestaltete. Bei Dunkelheit leuchten Tausende Steinchen im Asphalt auf. Die spiralenförmigen Motive erinnern an van Goghs berühmtes Gemälde „Die Sternennacht“.

Im Mittelpunkt der Brabanter Zeit steht das idyllische Nuenen. Dorthin war van Gogh nach dem gescheiterten Theologiestudium in sein Elternhaus zurückgekehrt. Er blieb nur zwei Jahre, doch schuf über 180 Werke. Darunter auch das berühmte Gemälde „Die Kartoffelesser“.

Auch in Belgien und Frankreich sind die Orte, an denen er lebte, eine besondere Kulisse für kulturelle Aktivitäten. Die belgische Region Borinage gilt als seine künstlerische Geburtsstätte. 1878 kam van Gogh als Prediger in das Industriegebiet, doch er entschied sich für die Malerei. Das Museum für moderne Kunst BAM in der Europäischen Kulturhauptstadt Mons in Belgien zeigt „Die Geburt eines Künstlers“ anhand von 70 Gemälden und Zeichnungen sowie Briefen des Malers.

Doch erst in Frankreich entwickelte van Gogh den Stil, der ihn später weltberühmt machen sollte. In der Provence verschwanden die dunklen Farben von seiner Palette und entstanden die farbenfrohen Bilder wie etwa „Die Sonnenblumen“. Die Fondation Vincent van Gogh in Arles zeigt seine Zeichnungen aus dieser Periode.

Die letzten 70 Tage seines Lebens verbrachte van Gogh in Auvers-sur-Oise bei Paris. Fast wie ein Besessener schuf er hier noch 80 Werke. An den Folgen einer Schussverletzung starb van Gogh am 29. Juli 1890, im Zimmer 5 in der Auberge Ravoux. Er wurde auf dem Dorffriedhof begraben. Ob der Schuss ein Suizidversuch, ein Unfall oder gar ein Mordversuch war, darüber gibt es bis heute unterschiedliche Theorien.

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