"Abenteuer Barbizon" im Wuppertaler von der Heydt-Museum: Wie gemalt - Kühe statt Könige

Das Von der Heydt-Museum in Wuppertal erregt mit dem „Abenteuer Barbizon“.

Wuppertal. Manch einer sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht, andere wiederum sehen so viele Bäume, dass sie damit einen ganzen Wald retten. Malerischen Naturschützern gelang dies vor 150 Jahren: Als die französische Regierung den Forst von Fontainebleau roden wollte, wehrten sie sich - mit Kennerblick, Künstlerhand und ganzer Pinsel-Kraft.

Farbe bekennt auch das Von der Heydt-Museum: Ab Sonntag lockt das "Abenteuer Barbizon" nach Wuppertal. Die gleichnamige Ausstellung ist (nicht nur) eine Hommage an alle Landschaftsmaler, die ihre Motive im Wald von Fontainebleau so hartnäckig verteidigten, dass Napoleon 1853 das erste Naturschutzgebiet in Frankreich ausrief.

Wenige Jahre zuvor hatte moderne Technik die wildromantische Natur gekreuzt: Die Einweihung der Eisenbahnlinie Paris-Melun, die durch Barbizon führte, löste eine Kettenreaktion aus. Künstler malten im Grünen und schickten ihre Bilder per Bahn in die Galerien nach Paris, im Gegenzug wollten die Großstadt-Käufer die Idylle mit eigenen Augen sehen und packten den Picknick-Korb.

Nicht nur die Kunst kam also mit der Eisenbahn. Auch Touristen strömten herbei. Und weil der Zug noch lange nicht abgefahren ist, um an die "Schule von Barbizon" zu erinnern, lässt das Von der Heydt-Museum kein Gras über die Geschichte wachsen. Denn der neue Blick auf die Natur war bahnbrechend: Die "Paysage intime" gilt als wichtigste Erfindung der Künstlerriege um Camille Corot und Théodore Rousseau. Die "Liebe zum Grashalm", so Museumsdirektor Gerhard Finckh, eint die Vorläufer des Impressionismus. Ihre intimen Landschaften zeigen Kühe statt Mythen oder Königen, die in die Schlacht reiten.

Doch die Ausstellung hätte nicht den Untertitel "Malerei, Fotografie und Landschaft von Corot bis Monet", wenn da nicht noch mehr wäre - die Fotografie nämlich, die den Bildern gleichberechtigt gegenüberhängt. Neben 120 Gemälden (Exponaten aus der eigenen Sammlung und Leihgaben aus Essen, Köln, Paris) beweisen 140 Fotografien, dass sich die Genres wechselseitig inspirierten.

Während Fotografen wie Alfred Briquet, Constant Famin oder Charles Marville Meister seit Mitte des 19. Jahrhunderts mit schwerem Geschütz, hölzernen Apparaten, Chemikalien und Glasnegativen, in den Wald von Fontainebleau zogen, hatten es die Maler leichter. Nach der Erfindung der Ölfarbe in Tuben brauchten sie nicht mehr Skizzen anzufertigen, sondern malten an Ort und Stelle.

Menschenleer sind die meisten ihrer Bilder, aber voller Lichtstimmungen: Jules Dupré zeigt eine "Landschaft im Mondlicht", Georges Michel ("Montmartre-Landschaft mit Windmühle") reißt förmlich den Himmel auf und schickt einen gebündelten Lichtstrahl durch dunkle Wolken.

"Abenteuer Barbizon" wird am Sonntag, 11.30 Uhr, im Von der Heydt-Museum, Turmhof 8, in Wuppertal eröffnet. Sie ist bis zum 6. Mai zu sehen: dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr und donnerstags von 11 bis 20 Uhr. Nähere Infos: Ruf 0202 / 563-6231, www.von-der-heydt-museum.de

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