Akademie macht staatsferne Kunst in der DDR zum Thema

Dresden (dpa) - Die Sächsische Akademie der Künste will die lange überfällige Aufarbeitung des Themas der staatsfernen Kunst in der DDR anstoßen. „Das ist im Bereich der Bildenden Kunst immer noch virulent, für betroffene Künstler ein Lebensthema“, sagte Präsident Peter Gülke am Montag in Dresden.

Innerhalb der Akademie gebe es mehr als 20 Jahre nach der Wende noch immer Diskussionen über das schwierige Verhältnis zwischen denen, die zu DDR-Zeiten dem Staat ästhetisch zugearbeitet hätten, und denen, die ausgeschlossen gewesen seien. In einer internen Werkstatt sollen sich daher Experten mit der Einordnung und Bewertung von Werken jenseits der Staatskultur der DDR beschäftigen.

„Auslöser war die geplante Ausstellung der DDR-Kunstsammlung der Wismut GmbH“, sagte Gülke. Es gehe darum, Gerechtigkeit herzustellen, auch wenn eine Dokumentation dieses Schaffens „im Untergrund“ schwerer als die der offiziellen Kunst sei. Dabei gehe es auch um die Frage, ob Auftrags- und Staatskunst von vornherein korrumpiert seien und die andere die wahre Kunst sei. „Wir werden die Reihe so lange fortführen, bis Aufarbeitung und Dokumentation der einst subversiven Kunst den gleichen Grad erreicht hat wie die der offiziellen Kunst.“

Die DDR-Kunstsammlung der bundeseigenen Wismut GmbH soll im künftigen Haus der Archäologie in Chemnitz dauerhaft zu sehen sein. Die rund 4000 Kunstwerke aus dem Besitz des Unternehmens stammen aus den Jahren 1959 bis 1989 und waren zu einem großen Teil Auftragsarbeiten.

Die Akademie der Künste insgesamt will künftig mehr Impulsgeber als Veranstaltungsort sein. „Wir sind nicht Gralshüter der Kunst von gestern, sondern müssen als Beobachter die kulturelle Entwicklungen verstehen, sie vorausschauend erkennen, begleiten und kommentieren“, sagte Gülke. Dabei könne eine interne Vernetzung der Klassen helfen. Geplant sei zudem in einer Art Brückenschlag die Wiederbelebung alter Verbindungen zu Kollegen in Polen und Tschechien.

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