Akademie-Rundgang: Die Fotoklasse ist kein Markenzeichen mehr

Schnappschüsse und Experimente: Die Kamerakunst muss man heutzutage im ganzen Haus suchen.

Düsseldorf. Düsseldorf war einst für seine Fotoklasse bekannt. Besucher kletterten bis unters Akademiedach, um die Eleven von Bernd Becher und Thomas Ruff zu bewundern. Das hat sich geändert, seit Christopher Williams 2008 die Professur übernommen hat. Die Klasse des Konzeptkünstlers ist mit sich und seinen Theorien beschäftigt. Und Andreas Gursky, der wahre Fotostar, führt eine Klasse für freie Kunst, in der neben Fotografen Bildhauer und Maler arbeiten. Damit ist zwar die Fotografie nicht verbannt, aber man muss sie im ganzen Haus suchen.

In der Fritsch-Klasse hat Anna Lena Anton lichtempfindliches Papier in der Dunkelkammer zusammengeknüllt und auf einer Seite mit einem Feuerzeug belichtet, ohne Kamera, ohne technische Ausstattung. Das Bild ist einfach ausgedruckt. Die samtenen Töne sind so schwarz wie auf einem Schabkunstblatt, während über den Knicken Licht tänzelt. Ein unalltägliches Blatt. Anna Vogel (Klasse Gursky) benutzt die Schere, um in ihre Fotos hineinzuschneiden und die ausgeschnittenen Partien anschließend vorsichtig wieder einzudrücken.

In der Doig-Klasse hält Dominik Busch seinen Venedig-Besuch vor Tintorettos „Sklavenwunder des heiligen Markus“ mit seiner Spiegelreflexkamera fest. Er hat das Bild einfach aus der Hand heraus geschossen. Der Pfiff liegt in den weißen Tüchern, die zum Reparieren vor das Bild gespannt wurden. Diese Tücher sind so kalkig weiß, dass sie aus dem Bild zu springen scheinen.

Die Arbeit wirkt wie eine Parodie auf die allzu gestellten Museumsbilder des berühmten Fotografen Thomas Struth, der es seinerzeit abgelehnt hatte, die Fotoklasse zu übernehmen. H.M.

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