Ausstellung in Köln: Piet Mondrians Weg zum Rechteck

Das Kölner Museum Ludwig zeigt ab Samstag 70 Kunstwerke des Abstraktions-Meisters Piet Mondrian. Es handelt sich um Leihgaben der berühmten Sammlung im Gemeentemuseum Den Haag.

Köln. Es beginnt mit einem Obstgarten, Weiden, einer Mühle, erdig tonigen, pastoralen Abendlandschaften, mit schwarzem Moor - und endet mit der Poesie der Geometrie. Endlich sind die Bildrhythmen des Abstraktions-Meisters aus dem Haager Gemeentemuseum auch am Rhein zu bewundern, denn das Museum Ludwig hat in einer Kooperation den Austausch verwirklicht, dass die einen rund 70 Werke ihrer weltweit einzigartigen Kollektion von Gemälden und Zeichnungen von Piet Mondrian ausleihen, während die anderen sich mit ihren Picasso-Kostbarkeiten revanchieren. Die Kölner Ausstellung zeigt, welche Errungenschaften der Kunst wir für das 21. Jahrhundert brauchen und behüten sollten: Schönheit, Wahrheit und Klarheit - Mondrians Glaubensbekenntnis. War Caspar David Friedrich der "Erfinder der Romantik", wie die Schau im Essener Museum Folkwang hieß, bildet Mondrian mit Wassily Kandinsky und Kasimir Malewitsch das Triumvirat der "Erfinder der Abstraktion" im 20. Jahrhundert.

Dank spendablem Sammler ein Leben lang experimentieren

Die letzte Schau, die Ulrich Wilmes für das Museum Ludwig kuratiert hat, bevor er ans Münchner Haus der Kunst wechselt, ist ihrem Titel "Vom Abbild zum Bild" gemäß chronologisch gehängt, setzt 1901 ein und endet mit einem jener herrlich freien Werke, die Mondrian in den letzten Lebensjahren in New York schuf. Von einem engagierten Sammler unterstützt, konnte Mondrian lebenslang experimentieren, arbeitete sich vom konventionellen Naturabbild über den sehr verquasten, theosophischen Symbolismus, über Im- und Expressionismus, Pointillismus, Kubismus schließlich zur Abstraktion hindurch und hinauf. Es ist so aufregend wie hinreißend in denselben Etappen die Entwicklung der Farben und des Lichtes zu studieren, weswegen man sich für die ersten zwei Räume viel Zeit nehmen sollte. Ein größerer Kontrast innerhalb von 30, 40 Jahren ist kaum denkbar. In den Landschaften anfangs dunkel, lehrt ihn Malerfreund Jan Toorop die Helligkeit der Natur. Nun setzt das große Leuchten ein, malt er die Bäume bei aufgehendem gelbem Mond vor rotem Himmel. 1908 hat ein Wald bei ihm expressionistische Wucht, die strammen Stämme streben gen Himmel, der ebenso wie das Erdreich zu rotieren scheint. Und welch ein Traum seine "Rote Wolke"! Ähnliches findet sich im Blauen, Roten und im Grauen Baum.

Die Ikonen sind versammelt, nur Boogie Woogie fehlt

Man ist versucht, seinen Kubismus dem Picassos vorzuziehen, wenn man den "Großen Akt" (1912) bestaun³t. Hier beginnt sein künftiges Lebensthema: Malerei wird Musik, das Fragmentierte tanzt. 1914 ist hier die erste numerierte Komposition (No IV) zu sehen. Dann heißen die Bilder "Rasterkompositionen" oder tragen nur noch die Farbe als Titel. Nunmehr hat Piet Mondrian (das zweite "a" im Nachnamen ist gestrichen) die konventionelle Signatur aufgegeben und notiert nur noch "PM, 21". Er arbeitet ausschließlich mit den Primärfarben Rot, Gelb, Blau (Grün fehlt), den Nichtfarben Weiß, Grau und Schwarz sowie für die geometrischen Elemente Quadrat und Rechteck.

Den Haag, das muss man respektvoll sagen, hat wirklich die Ikonen hergegeben, "Grauer Baum", "Blühender Apfelbaum" und viele andere. Nur sein letztes Meisterwerk, "Victory Boogie Woogie", das der niederländische Staat vor neun Jahren für 80 Millionen Gulden vom Museum of Modern Art in New York erwarb, darf niemals ausgeliehen werden. Doch wer es je gesehen hat, weiß, wie immens musikalisch Mondrian dachte und fühlte.

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