Ausstellung „Spider Hole“ von Christoph Büchel im K21

Die Künstler steigen hinab in die Unterwelt.

Düsseldorf. Wer lebendig begraben ist, hat ausgespielt. So erging es im Dezember 2003 auch dem früheren irakischen Diktator Saddam Hussein, als ihn die Amerikaner in einem Erdloch fassten. Der Schweizer Künstler Christoph Büchel (geb. 1966) rekonstruiert diesen mannshohen Fuchsbau und stellt ihn auf Stahlträger. So erklimmen die Besucher im K 21, dem früheren Ständehaus, den Erdturm auf einer Leiter. Dieses „Spider Hole“ („Schlupfloch“) gehört zu der ungewöhnlichen Schau über den Abstieg in die Unterwelt.

Die Ausstellung geht von einer düsteren Grundstimmung aus, die in den 1930er Jahren, im Zweiten Weltkrieg und im Kalten Krieg herrschte. Thomas Demand greift das Thema der Tropfsteinhöhle in einem Breitwand-Panoramafoto auf, an dem er mit drei Assistenten zwei Jahre lang gearbeitet hat. Der Berliner Künstler entwarf dafür ein digitales Grottenmodell, übersetzte es in 30 Tonnen Papier, die er mit computergesteuerten Schneidemaschinen bearbeitete. Dieser Aufwand war nötig, um in unzähligen Papierschichten ein mineralogisches Raritätenkabinett zu erzeugen und in geheimnisvolles Dämmerlicht zu tauchen.

Henry Moores Skizzen aus den U-Bahn-Schächten während des deutschen „Blitzkriegs“ 1941 in London, Thomas Schüttes Bunkermodelle der 80er Jahre, Gregor Schneiders riesiges Abflussrohr, durch das der Besucher kriechend in ein verlassenes „Kinderzimmer“ aus Garzweiler kommt — all diese Installationen bezeugen die Lust der Künstler am Milieu unter Tage. Schade nur, dass Martin Kippenbergers Kunstgeisterbahn nicht funktioniert, weil die Spezialbatterien defekt sind.

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