Der Fotokünstler Bernd Becher ist tot

Die Werke von Bernd und Hilla Bechers zählen zu den bedeutendsten Fotografien der Moderne. Ihre Schule brachte bedeutenden Nachwuchs hervor: von Andsreas Gursky bis Thomas Struth.

<strong>Düsseldorf. 44 Jahre lang haben Bernd und Hilla Becher, ein untrennbares Künstlerpaar, die bedeutendsten Fotografien der Moderne gefertigt. Und aus der Schule der stillen, sich abseits vom Kunstmarkt haltenden Künstler ging der unterdessen teuerste Nachwuchs hervor: Andreas Gursky, die Biennale-Teilnehmerin Candida Höfer, Axel Hütte, Thomas Ruff, Jörg Sasse, Thomas Struth und Martin Rosswog. Für ihren Beitrag zum deutschen Pavillon der 44. Kunstbiennale in Venedig 1990 wurden sie mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet. Am vergangenen Freitag ist Bernd Becher im Alter von 75 Jahren nach einer schwierigen Operation in einem Rostocker Krankenhaus gestorben. Das wurde gestern aus Künstlerkreisen bekannt.

Die Distanz bahnte ihm den Weg zur Wahrhaftigkeit

Bernd Becher war ein strenger, aber sehr wohl humorvoller Konzept-Künstler. Dass er niemals Menschen, Tiere, die Natur oder Stadtlandschaften aufs Bild bannte, hatte seinen Grund im Bedürfnis nach Distanz, die ihm wohl den Weg zur Wahrhaftigkeit zu bahnen schien. Die Objekte mussten neutral wiedergegeben werden, die Auswahl durfte subjektiv sein und war dennoch klar eingegrenzt: Industriebauten aus dem Ruhrgebiet, aus Lothringen, Wales, Holland, Belgien und USA. Es waren Wasser- und Fördertürme, Gasbehälter, Fabrikhallen und Hochöfen. Eine besonders wichtige Sammlung sind die "Typologien". Ihre Fotografien finden sich in Museen im In- und Ausland, in der Tate Gallery in London, dem Museum of Modern Art und dem Metropolitan Museum of Art in New York. Ein Faszinosum dieser Form der Kunstfotografie ist ihre äußerste formale Strenge. In einer Zeit unerbittlicher Marktüberschwemmung bunter (und beliebiger) Bilder ebenso unerbittlich auf der nüchternen und fast brutal herben Abstraktion des Schwarzweißbildes zu bestehen, war eine geistige Leistung sondergleichen. Darüber hinaus zeichnet die Bilder aus, dass die Architekturen stets schattenlos aufgenommen wurden, also in einem Raum und in einer Aura, die ihnen, wenngleich zumeist überaltert und verrostet, fast königlich archaische Züge der Unantastbarkeit verlieh. Bernd Becher hat sie auf diese Weise als Monolithen unseres geistigen, kulturellen und gesellschaftlichen Archivs festgehalten. Das ist das wenigste, was wir ihm und seiner Partnerin Hilla zu danken haben.

BERND BECHER

Leben Bernd Becher wurde am 20. August 1931 in Siegen geboren. Er studierte Malerei und Lithographie in Stuttgart und Typographie in Düsseldorf. Seit 1959 arbeiteten Becher und seine spätere Frau Hilla als freie Fotografen. Becher lehrte bis 1999 als Professor für Fotografie an der Kunstakademie Düsseldorf. Zu seinen Schülern gehören Andreas Gursky und Thomas Ruff.

Werk Das Werk des Ehepaars Becher ist von Beginn an in Publikationen im Verlag Schirmer & Mosel, München, dokumentiert.

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