Der Galerist, der wie ein Löwe für seine Maler kämpft

Am Mittwoch erhält Michael Werner den Art-Cologne-Preis für sein Lebenswerk.

Köln. Michael Werner ist eine Ausnahme unter den deutschen Galeristen. Er entdeckte, begleitete und vertritt noch heute mit traumwandlerischer Sicherheit und scharfer bildnerischer Intelligenz die deutsche, figurative Kunstszene. Alle berühmten Maler von Baselitz über Lüpertz, Penck und Polke bis Immendorff kamen 40 Jahre lang aus seinem „Stall“. Nun erhält der 71-Jährige im Kölner Rathaus den mit 10 000 Euro dotierten Art Cologne-Preis für herausragende Leistungen der Kunstvermittlung.

Begonnen hatte er 1958 als Volontär bei Rudolf Springer. Diese Liaison endete mit einem Rausschmiss, weil er Kunden vom Bilderkauf abgeraten hatte. Er pflegt stets seine Meinung kundzutun. Immendorff nannte ihn einen „kritischen Geist mit schlafwandlerischer Sicherheit im Urteil“.

1963 eröffnete er eine Galerie zusammen mit Benjamin Katz in Berlin, zeigte den 25-jährigen Georg Baselitz und hatte das Glück, dass die Staatsanwaltschaft die Ausstellung wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses schloss. Baselitz und Werner wurden über Nacht berühmt. 1964 hatte er seine erste eigene Galerie in einer alten Kohlenhandlung, 1968 startete er in Köln durch und kramte schon bald Polkes Bilderrollen unterm Sofa hervor.

Er steckte viel Geld in Kataloge und Archiv, stärkte den Künstlern den Rücken und kämpfte für sie wie ein Löwe, bis über deren Tod hinaus. Bei Lee Byars oder Immendorff etwa ist er auch deren Nachlassverwalter.

Werner war ein Partner auf Augenhöhe. So fand er Wege und Brücken für den Ost-West-Dialog zwischen Penck und Immendorff, woraus eine der fruchtbarsten Künstlerfreundschaften wurde, wenn man an all die herrlichen Gemälde zu Café Deutschland und Café del Flore denkt. Er öffnete den Freunden auch den amerikanischen Kunstmarkt.

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