Die einzige Frau, die Picasso verlassen hat

In Düsseldorf stellt Françoise Gilot ihre Werke aus und spricht über die Liebe von damals.

Düsseldorf. Françoise Gilot, die einzige Frau Picassos, die den Maler verließ, ist eine strahlende, vitale Frau, 86 Jahre alt. Sie malt, schreibt und betreut ihre Ausstellungen von New York und Paris aus. Bis 17. Januar präsentiert sie ihr Werke in der Düsseldorfer Galerie Beck & Eggeling.

1943 lernte die damals 21-Jährige im Café de Flore in Paris den 40 Jahre älteren Picasso kennen. Er saß mit Dora Maar und einigen ihrer Freunde dort. Als es zum Nachtisch eine große Schale Kirschen gab, bot Picasso ihr von den Früchten an.

1946 zog sie in sein Atelier in Südfrankreich. Am 15. Mai 1947 brachte sie Claude zur Welt, heute Nachlass-Verwalter Picassos, und am 19. April 1949 Paloma, heute eine bekannte Designerin. Doch 1953 verließ sie Picasso und zog die beiden Kinder in Paris groß.

Sie zeigt frühe Blätter aus der Zeit mit Picasso sowie einige Werke ihrer späten Phase. Ihr Selbstporträt von 1946 erinnert an Arbeiten des großen Meisters. Hat sie ihn kopiert? Sie wehrt ab: "Picasso hat mich gemalt, ich war sein Gesicht." Madame Gilot ist selbstbewusst, klug, schnell. Sie klebte kleine, grüne Dekorblätter auf ihr Porträt. Die stammten von kandierten Früchten. Spricht das für ihren Humor? "Ich habe Humor, deshalb lebe ich noch."

Sie stammt aus einem wohlbehüteten Haus. Als sie fünf Jahre alt war, wollte sie Malerin werden. Die Eltern waren dagegen. Die Mutter gab ihr noch nicht einmal einen Radiergummi. Aber sie gab ihr einen Ratschlag, den sie noch heute befolgt: "Wenn du eine Linie zeichnest, ist es deine Linie. Die darfst du nicht korrigieren."

Als sie zu Picasso zog, sah sie in ihm einen Helden, der Guernica gemalt hatte, und er in ihr die Jugend und die Hoffnung. Aber sie war nicht etwa fasziniert von seiner Kunst, sondern liebte die Bilder von Matisse. Ihre Erklärung: "Matisse war sehr französisch. Er stammt aus Nordfrankreich, ich bin von Paris. In dieser Gegend können sie sehr gut mit Farben umgehen. Die Spanier lieben eher die Formen."

Wieso sie Picasso verließ? "Er war ein großer Künstler, aber schwierig für jeden Tag. Ich kam zu ihm mit 21 Jahren und ich verließ ihn mit 31 Jahren. Ich wollte auch ,Nein’ sagen können. Ich wollte mein eigenes Leben leben. Ich wollte unabhängig sein. Als ich zu Picasso kam, war er 60 und noch sehr jung in seinem Denken. Mit 70 hatte er viel Angst vor dem Tod. Das war schwierig für mich. Ich wollte meinen eigenen Weg gehen."

Wie bestritt Françoise Gilot ihr Leben? "Ich war in der Pariser Galerie Louise Leiris unter Vertrag. Außerdem hatte ich geerbt. 1953 hat mich Kahnweiler zur Galerie Vömel nach Düsseldorf gebracht."

Sie spricht fließend Englisch, schreibt ihre Bücher in Englisch, und war nach der Liaison mit Picasso 25 Jahre mit Jonas Salk verheiratet, dem Entdecker des Polio-Impfstoffs. Sie zückt zwei Pässe: Sie hat die französische und die amerikanische Staatsbürgerschaft und erklärt:. "Ich werde Obama wählen. Ich bin für die Demokraten."

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