Frida Kahlo: Mexikos Mona Lisa

Eine große Retrospektive in Berlin gibt Einblicke in das Leben und Werk der Malerin Frida Kahlo.

Berlin. Heilige und Geliebte, Märtyrerin und Versehrte - die Selbstporträts von Frida Kahlo sind Ikonen der Moderne. Die drastische Eigendarstellung mit Schnurrbart und zusammengewachsenen Augenbrauen, mit Affen auf der Schulter und Dornenkranz um den Hals zieren Kalender und Postkarten, T-Shirts und Kaffeetassen.

Frida Kahlo (1907-1954) zählt heute zu den populärsten Malerinnen der Moderne. Der Berliner Martin-Gropius-Bau präsentiert von Freitag bis zum 9. August die bisher wohl größte Retrospektive der Künstlerin in Deutschland.

Das Malen wurde Ausdruck ihrer seelischen und körperlichen Qualen: Seit einem schweren Busunglück, bei dem sich der damals 18-Jährigen eine Metallstange in den Körper bohrte, durchlebte die Künstlerin starke körperliche Schmerzen. Mehrere Fehlgeburten, als Spätfolgen des Unglücks, verarbeitete sie in Bildern wie "Meine Geburt".

Bekannt wurde Frida Kahlo zunächst wegen ihrer turbulenten Ehe mit dem Maler Diego Rivera (1886-1957) und der Affäre mit dem russischen Revolutionär Leo Trotzki, der in Mexiko im Exil lebte. Diego Rivera, der sie betrog, liebte und langsam zu vernichten schien, prägte das Leben Frida Kahlos wie kein anderer. Das Paar trennte sich 1934, nachdem Frida Kahlo entdeckt hatte, dass Rivera eine Affäre mit ihrer Schwester Cristina unterhielt. 1940 heirateten sie ein zweites Mal.

Die Bilder dienten der Eigentherapie angesichts des körperlichen Gebrechens und ihrem Liebes-Leid. Immer wieder musste Frida ein Korsett tragen, auf das sie später Hammer und Sichel in Rot malte und das in Berlin erstmals öffentlich gezeigt wird. Damals hatte die Malerin bereits mehrere Operationen an der Wirbelsäule hinter sich, ein Stahlgestell stützte ihr Rückgrat.

Oft liegt die Bild-Botschaft auf der Hand, wie etwa im "Selbstbildnis als Tehuana oder Diego in meinen Gedanken", bei der Kahlo sich das Gesicht ihres Ehemannes als ein drittes Auge auf die Stirn malt und Diego Rivera dann selber ein drittes Auges verpasst.

Oder wenn sie unter einem großen Trichter die Lügengeschichten und Frauenaffären ihre Mannes verdauen muss. Diese Bilder werden zwischen 1937 und 1945 zu Kahlos Markenzeichen. Erst in den siebziger Jahren wurde ihr kreatives Werk aber unabhängig von der Beziehung zu Rivera verstärkt jenseits der Grenzen Mexikos bewundert.

Mit mehr als 150 Gemälden, davon allein 60 Selbstporträts, können die Besucher der Entwicklung Kahlos nachspüren - von der Avantgarde in der Zeit nach der mexikanischen Revolution bis zu der von Kahlo im Surrealismus verankerten Bildersprache aus den letzten Lebensjahren.

Zu den kleinen Sensationen der Ausstellung gehört Kahlos letztes Porträt. "Selbstbildnis inmitten einer Sonnenblume" (1954), das lange als verschollen galt. Frida sieht sich als verblühende Sonnenblume, ein Holzofen dient als Metapher für das Feuer der verzehrenden Liebe.

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