Geburtstag: Farben in unendlichen Variationen

Der Düsseldorfer Künstler Imi Knoebel wird 70.

Düsseldorf. Imi Knoebel, einer der wichtigsten abstrakt arbeitenden Künstler unserer Zeit, feiert zu Silvester seinen 70. Geburtstag. Er macht nicht viel Aufhebens von diesem Datum, umso mehr konzentriert er sich auf ein Jahrhundert-Ereignis.

Seit 2008 arbeitet er an einem Entwurf für sechs Fenster und zwei Chorkapellen in der hochgotischen Kathedrale in Reims, wo einst die französischen Könige gekrönt wurden. Knoebel erzeugt aus vier verschiedenen Blaus, drei Rots, zwei Gelbs und einem Weiß ein Farbwunder, das schon im Mai 2011 zur 800-Jahr-Feier der Kathedrale eingeweiht wird.

Für Knoebel ist dieser Auftrag nicht nur eine künstlerische Ehre, hat hier doch vor ihm Marc Chagall farbige Glasfenster geschaffen, sondern auch ein politisches Signal, denn in diesem Gotteshaus gaben sich 1962 der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer und der französische Staatspräsident Charles de Gaulle die Hand. Sie verhalfen damit der deutsch-französischen Aussöhnung zum Durchbruch. Deshalb bestand Frankreich darauf, dass ein deutscher Künstler den Auftrag bekommt.

Wie die meisten großen Künstler in NRW stammt auch Knoebel aus Ostdeutschland. Er wurde als Klaus Wolf Knoebel 1940 in Dessau geboren, kam 1964 nach Düsseldorf und studierte bei Joseph Beuys. Sein erstes wichtiges Werk war „Raum 19“, ein Bild-Raum aus geometrischen Grundformen, die er aus 270 Einzelteilen zusammenstellte. Hartfaser war das billigste Material, das niemand achtete, bis Knoebel sich seiner annahm.

Seit 1978 tauchen die Grundfarben Rot, Gelb und Blau in unendlichen Variationen bei ihm auf. 1979-80 schuf er den „Genter Raum“, der heute der Kunstsammlung NRW gehört. 449 lackierte Holzteile in wunderbaren, leuchtenden Farben sind scheinbar achtlos übereinander gestapelt oder hängen an den Wänden.

Energie sammeln und in sublimierter Form zur Entladung bereitzustellen, das ist noch immer Knoebels Prinzip. Als Purist benötigt er dazu nicht viel Material. So hat er in der Neuen Nationalgalerie Berlin lediglich die Fenster mit einer milchigen, nachleuchtenden Farbe bestrichen. Je nach dem Tageslicht änderte sich die Atmosphäre in der großen Halle.

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