Große Kunstausstellung NRW: Die Kunst im Land gibt sich sehr jung

140 Maler, Bildhauer und Fotografen beim großen Treff im Kunstpalast.

Düsseldorf. Die Große Kunstausstellung NRW ist die größte von Künstlern organisierte Ausstellung in Deutschland. Sie präsentiert im Museum Kunstpalast Werke von 140 Malern, Bildhauern und Fotografen, zu denen Gäste aus Palermo und die Bildhauerklasse Deacon aus Düsseldorf kommen. Sie steht für eine kurzweilige Entdeckungsreise, denn die Zeiten, in denen Veteranen altbekannte Dinge präsentierten, sind vorüber.

Ihre Vitalität verdankt die Schau dem ehrenamtlichen Ausstellungsleiter, dem Neusser Künstler Michael Kortländer. Ihm läuft die Jugend aus den Akademien hinterher, als sei er ein Rattenfänger. Er klopfte zugleich beim Energiekonzern Eon als Nachbarn an und erreichte, dass die Schau erstmals eine Dependance in dem Unternehmen bekommt. Zur Qualität trägt auch die Jury bei, die mit Museumschefs aus Düsseldorf und Bonn hochkarätig besetzt ist. Ihr diesjähriger Preisträger ist Walter Vogel (80) — die Wiederentdeckung eines großen Fotografen.

Kortländer richtete im Erdgeschoss das Verkaufsbüro ein, denn alle Werke sind verkäuflich. Vogels Fotomotive gibt es als Drucke schon für 50 Euro, darunter zwei Schwarz-Weiß-Aufnahmen mit Joseph Beuys, der in der Galerie Schmela gerade dem Hasen die Kunst erklärt hat und nun im Eingang eine Zigarette raucht. Überhaupt ist die Fotoabteilung gut bestückt mit einem Panorama des Becher-Schülers Boris Becker und den humorigen Atelierszenen von Benjamin Katz, der Gerhard Richter mit seinem Hund spielen lässt.

Im Trend liegt das zweckmäßige Denken. Milena Milosavljevic klebt schwarze Kohlestifte auf die weiße Wand und lässt sie wie rhythmische Wellen driften — angebracht sind sie nur mit Heißluftkleber. Was für eine Körperkraft musste demgegenüber Altmeister Günther Uecker für seine Nagelkunst aufwenden. Noch einfacher macht es sich Felix Droese, er schneidet zwei große „Haushaltslöcher“ in seine Papierarbeit, um Kritik am Finanzgebaren zu üben.

Seiner Frau Irmel Droese genügt Wachspapier, um eine Madonna mit Heiligenschein zu falten. Zu den Praktikern gehört auch die Wuppertalerin Anke Eilergerhard. Ihre skurrilen Keramiken sind Fundstücke, die sie mit Silikonpaste wie mit Sahnehäubchen verziert. Sie braucht noch nicht einmal einen Ofen.

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