Hockneys bunte Welt auf dem iPad und im Film

Köln (dpa) - In London und im spanischen Bilbao lockte die Ausstellung des weltbekannten britischen Künstlers David Hockney die Besucher zu Hunderttausenden an: In neuer Konzeption sind die monumentalen knallbunten Landschaftsgemälde und iPad-Bilder des 75-jährigen Künstlers jetzt im Kölner Museum Ludwig zu sehen.

Integriert in die Schau „A Bigger Picture“ sind auch die neuen Multi-Fokus-Filme Hockneys - darunter die bisher noch nie gezeigte Arbeit „Hausjongleure“.

Hockney, Senior der britischen Kunstszene, betonte in Köln seine unvoreingenommene Neugier auf die Arbeit mit neuen Medien. „Es gibt viele aufregende neue Technologien“, sagte er vor Journalisten. Hockney selbst benutzt seit Jahren sein iPad als Skizzenblock. „Ich zeichne damit im Moment der Inspiration, und keine drei Minuten später.“ Schon seit einem Vierteljahrhundert experimentiert der Künstler, der in den 1960er Jahren mit Pop-Art-ähnlichen Swimmingpool-Bildern berühmt wurde, am Computer; er arbeitete mit Polaroids und mit Faxgeräten.

Die Ausstellung dokumentiert künstlerisch die Rückkehr Hockneys aus dem sonnigen Kalifornien in seine britische Heimat Yorkshire. Dort verschrieb sich Hockney in den vergangenen Jahren ganz dem klassischen Genre der Landschaftsmalerei - und interpretierte sie auf hochmoderne Art.

Geschaffen hat er die strahlend-bunten, manchmal an die Farben der französischen Fauves (Wilden), aber auch an naive Malerei eines Henri Rousseau erinnernden riesigen Bilder ursprünglich für die Royal Academy in London. Sein Hauptwerk „The Arrival of Spring in Woldgate“ ist ein rund zehn Meter langes Ölgemälde. Es steht im Zentrum eines Werkkomplexes aus rund 50 Abzügen von iPad-Zeichnungen, die die Ankunft des Frühlings von Januar bis Mai an immer ähnlichen Motiven dokumentieren.

In England, wo mehr als 600 000 Besucher in die Royal Academy strömten, wurde Hockneys eigenwillige Landschaftsmalerei gefeiert. In Deutschland fiel die Kritik verhaltener aus. Seine iPad-Werke mit den immer gleichen Motiven wurden von einigen Kritikern als erschöpfend und trotz der frischen Farben als eintönig beurteilt.

Auf Bildschirmen und iPads vermitteln dokumentarische Filmaufnahmen auch einen Eindruck von Hockneys Arbeit in der freien Natur. „Ich zeichne die ganze Zeit“, sagt Hockney, der in seiner Schaffenskraft auch mit Picasso verglichen wird. Dabei malt er nicht nur virtuell, sondern ist auch ein Virtuose der Aquarellmalerei und Kohlezeichnung. Anspielungen an die Impressionisten oder Heuhaufen in der Art eines van Gogh sind bei ihm durchaus beabsichtigt. „Wer etwas Neues schaffen will, muss die Vergangenheit kennen“, sagt Hockney. „Andernfalls wüsste er nicht, was neu ist.“

Hockney liebt auch das Riesenformat. „Meine Bilder kann man auch aus großer Entfernung lesen“, sagt er. Kurator Stephan Diederich sieht Hockneys Hang zum großen Bild auch philosophisch: „Es geht Hockney um das große Ganze“.

Außerdem wolle Hockney die „traditionell eingefahrene Sicht der Zentralperspektive“ aufbrechen. Das ist dem Künstler vor allem mit seinem neuen Multi-Fokus-Film „Hausjongleure“ gelungen, der auf einem Raster von 18 Bildschirmen 12 Jongleure in mehrfachen Perspektiven zeigt. Die Ausstellung ist vom 27. Oktober bis zum 3. Februar 2013 im Kölner Museum Ludwig zu sehen.

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