Königin Luise: Kleiderschrank einer jungen Trendsetterin

Die vor 200 Jahren gestorbene Preußenkönigin hat viele Trends gesetzt – sie liebte die Mode.

Paretz. Erlesene Roben, Juwelen, Gemälde, aber auch Dokumente sind derzeit im brandenburgischen Schloss Paretz zu sehen. Die Schau beschließt den Reigen der Veranstaltungen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg zum 200. Todestag der mit 34 Jahren gestorbenen Preußenkönigin Luise. Die Ehefrau von Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. liebte seit frühester Jugend die Mode. Mit ihren 1,73 Meter und einer Kleidergröße von etwa 36/38 hatte sie fast heutige Modelmaße: Sie wusste, was die Frau von Welt in Paris, Wien oder London auf dem Leibe trug.

"Luise verstand es, ihre körperlichen Vorzüge herauszustellen", sagte der Generaldirektor der Stiftung, Hartmut Dorgerloh, in Paretz. Gekrönte Häupter wie Napoleon schwärmten für die groß gewachsene Frau, die sich stets dem Anlass entsprechend zu kleiden wusste und dazu sehr charmant gewesen sein soll. Geld spielte für die Monarchin (1776-1810) keine Rolle. Sie konnte sich den letzten Schrei aus Paris leisten. Erhalten blieben Rechnungen französischer Luxushändler und ihre eigenen Abrechnungen. Dazu gab es auch das eine oder andere Staatsgeschenk wie wertvolle Zobelpelze vom russischen Zaren.

In Paretz - der vom Königspaar gebauten Sommerresidenz - sind prachtvolle Tages- und Abendroben zu sehen. "Auch wenn die Farben verblassen, die Stoffe etwas brüchig sind, die Authentizität macht den Reiz aus", sagte Dorgerloh. Sportliche Reitkostüme werden präsentiert und winzige Spencerjäckchen, die Luises grazile Gestalt ahnen lassen. Zu ihrer Garderobe gehörten auch seidene Hüte und bunte, große Kaschmirschals. Mit goldenen Ringen, Ketten und Broschen gab sie ihrem Outfit den letzten Schliff.

Heute ist die intensive Beschäftigung mit Fragen der Mode und der Kosmetik für viele selbstverständlich. Für die Zeit um 1800 kam Königin Luise in diesen Fragen eine Leitbildfunktion zu. Die höfische Kleiderordnung legte genau fest, wann welche Garderobe zu tragen war: im privaten Rahmen, am Nachmittag und Abend oder bei Bällen und höfischen Festen.

Die Königin legte Wert aufs Detail: In der Ausstellung fehlt auch nicht die berühmte Kinnbinde aus Musselin, mit der der Bildhauer Johann Gottfried Schadow Luise in seiner "Prinzessinnengruppe" verewigte. Aufgeräumt wird mit einem lange gepflegten Irrglauben: Luise wollte keineswegs eine Schwellung am Hals verdecken. Ganz Stilikone, nahm sie nur die orientalische Mode auf und verwendete den Schal als "Must have".

Winzige Tiegelchen und Döschen, manche noch gefüllt mit einer rötlichen Paste, kleine Pinsel und Puderquasten, Zahnbürsten in unterschiedlichen Größen und Stärken - hinter Glas liegen die intimsten Dinge einer Frau offen sichtbar. Wie ihre Geschlechtsgenossinnen half auch Luise der Natur etwas auf die Sprünge - aber nur maßvoll, wie Zeitgenossen respektvoll bemerkten.

Kuratorin Bärbel Hedinger offenbarte am Ende den Grund für die Vorliebe der Preußenkönigin für Empire-Kleider mit hoher Taille. "Luise hat in ihrem kurzen Leben zehn Kinder geboren", sagte sie. Mit ihren weiten, meist in ihrer Lieblingsfarbe Weiß gehaltenen Kleidern konnte sie leicht ihren schwangeren Körper verhüllen - und weiter grazil und mädchenhaft wirken.

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