Kunstfälscher Wolfgang Beltracci muss zahlen

Der Maler Wolfgang Beltracci begleicht die zwei Millionen Euro Schadenersatz.

Köln. Ein jahrelanger Rechtsstreit zwischen dem Kölner Kunsthaus Lempertz und der Firma Trasteco um ein gefälschtes Gemälde ist durch einen Vergleich beigelegt worden. Das maltesische Unternehmen, das den gefälschten Heinrich Campendonk 2006 für einen Rekordpreis ersteigert hatte, erhielt die gesamte Summe von 2,9 Millionen Euro zurück.

Die nach einer Teilzahlung von Lempertz in Höhe von rund 800 000 Euro noch ausstehenden zwei Millionen Euro musste das Auktionshaus nicht selber begleichen. Vielmehr wurde dafür das Vermögen des inzwischen verurteilten Kunstfälschers Wolfgang Beltracchi herangezogen, wie die Anwälte beider Seiten am Montag mitteilten.

Die Hauptforderung wurde demnach durch den Verkauf einer Hypothek auf ein Grundstück Beltracchis beglichen. Lempertz selber habe lediglich einen Teil der Zinsen und die Prozesskosten übernommen, sagte der Anwalt des Auktionshauses, Heribert Reiners.

Das gefälschte Campendonk-Gemälde „Rotes Bild mit Pferden“ sollte Anfang der Woche an Lempertz zurückgegeben werden. „Wir sind sehr zufrieden mit dem Ausgang des Verfahrens“, teilte auch Trasteco-Anwältin Friederike von Brühl mit. „Sämtliche Schäden unserer Mandantin sind ausgeglichen.“

Das Kölner Landgericht hatte Lempertz im September verurteilt, gut zwei Millionen Euro Schadensersatz für den gefälschten Campendonk an Trasteco zurückzuzahlen. Lempertz war dagegen in Berufung gegangen.

Das Urteil hatte Aufsehen erregt, weil in dem Kunstfälscherskandal um Beltracchi erstmals ein Kunsthaus zu einer Schadensersatzzahlung verurteilt worden war. Dass Lempertz von Beltracchi getäuscht worden war, erkannte das Gericht nicht als Entschuldigung an. Vielmehr wäre nach Ansicht des Richters eine naturwissenschaftliche Untersuchung des Bildes erforderlich gewesen.

Erst durch den gefälschten Campendonk waren die Ermittler auf die Spur Beltracchis gekommen. 2008 hatte ein von Trasteco beauftragtes Institut festgestellt, dass in dem Bild das Pigment Titanweiß enthalten war, das zum Zeitpunkt der angeblichen Entstehung des Gemäldes 1914 noch gar nicht hergestellt wurde. Daraufhin erstattete Trasteco Anzeige gegen Lempertz.

Beltracchi, seine Frau Helene sowie die Krefelder Komplizen Otto S. und Jeanette S. waren Ende Oktober 2011 vom Landgericht Köln zu Haftstrafen von bis zu sechs Jahren verurteilt worden.

Niemals wird herauskommen, wie viele Werke Beltracci gefälscht hat. Die Bande hatte jahrelang gefälschte Bilder aus frei erfundenen Sammlungen in den Kunstmarkt geschleust und dafür mindestens 16 Millionen Euro kassiert. Beltracci malte nicht etwa bestehende Werke von Max Ernst (1891 - 1976) oder von dem Krefelder Künstler Heinrich Campendonk (1889 - 1957) nach, sondern er erfand neue.

Jahrelang war den Experten die Täuschung nicht aufgefallen. Unter anderem hatte sich das Ehepaar Beltracchi von dem Geld eine Luxusvilla in Freiburg und ein Anwesen in Südfrankreich bauen lassen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Liebe und Hass in der Vorstadt
Peter Kurth und Peter Schneider ermitteln im „Polizeiruf“ nach einem Kindsmord in Halle/Saale Liebe und Hass in der Vorstadt
Aus dem Ressort